zum großen Teile außer-
halb des Kunstschaffens
liegen, dieses aber erklä- .
ren. Das Kunstschaffen ist ' 4' A"
ja immer inhöherem Grade
der Ausdruck als die Ur-
sache einer ganzen Kultur,
obgleich nicht geleugnet
werden soll, daß dieKunst,
indem sie für die Vor-
stellungen feste Formen
schafft, diese Vorstellun-
gen selbst festigt und so
wieder selbständig weiter -
wirkt.
Wenn wir aber die all-
gemeinen Grundlagen der
östlichen Kunst einiger-
maßen in ihren eigentüm- Lzrnpasartiger Seidenstoff, himmelblau auf weiß. Österreichisches
lichen Vorzügen und Män- M"""m' Üb" '71 5' n" 6'
geln erkannt haben, dann werden wir erst die Stellung begreifen, die sie in
verschiedenen Zeiten der europäischen Kunst gegenüber einnehmen konnte.
Wir werden begreifen, warum sie ihr zu gewissen Zeiten in mancher Hin-
sicht weit überlegen war und ihr wie das Ideal des Gesuchten erscheinen konnte
und warum die Verhältnisse in manchen Zeiten auch umgekehrt lagen.
Ich möchte dieses gegenseitige Verhältnis der beiden Kulturgebiete
jetzt nur in einigen Entwicklungsstadien, und zwar im I-Iinblicke auf etliche
Werke der Textilkunst betrachten, weil ich glaube, daß sich so einige
Fragen lösen werden, die man bisher noch kaum aufzuwerfen versucht hat
und weil die Lösung dieser Fragen zugleich wieder Rückschlüsse auf die
Auffassung des allgemeinen Ganges der Kultur und Kunst gestattet.
Vielleicht werden wir aber auch erkennen, daß bei uns tatsächlich viel
mehr alte ostasiatische Stoffreste oder wenigstens alte Stoffe, die unter
ostasiatischem Einiiusse entstanden sind, sich vorfinden als wir bisher
gemeinhin dachten.
Schon wiederholt mußte darauf verwiesen werden, daß in spätantiker
und frühchristlicher Zeit die vorderasiatischen und griechischen Gebiete den
ostasiatischen im Allgemeinen gewiß überlegen waren, so daß eher der
Osten Formen des Westens als der Westen vom Osten annehmen konnte."
Ich erinnere hier nur an den chinesischen Stoff aus dem Schatzhause
zu Nara, der in dem mehrerwähnten Werke über die „Künstlerische Ent-
wicklung der Weberei und Stickerei . ." auf Tafel 42 abgebildet ist und wohl
als eine schon dem VII. Jahrhunderte entstammende Nachahmung eines
"' „Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei . ." Seite 34 ff.