lieh die von Ratzersdorfer montirten Gegenstände für das Kaiserservice, seine im
maurischen und persischen, im Renaissance- und Rococostil behandelten emaillirten
Gefässe waren wunderbar. Und dass es hier der Karakter der Person ist, welcher
seinen Gegenständen Adel verleiht, das erkannte man deutlich, wenn man seine irisi-
renden Gefässe mit denen deranderen österreichischen Ausstellerverglich: hier Adel
der Form, dort oft eine sehr plumpe Form für diesen Zierlichkeit verlangenden Effekt..
(Frauberger 1879, S. 49).
Das sind die Generale, welche die industriellen Schlachten siegreich schlagen. -
Solcher Siege hat nun Lobmeyr unstreitig hier einen derglänzendsten errungen, seine
französischen Concurrenten wenigstens aufs Flaupt geschlagen, da er sich ihnen, mit
deren eigenthümlicher Production er am meisten in Wettbewerb tritt, fast durchaus
überlegen erweist... Errang sich Lobmeyr seinen Ruf zuerst durch die stylvolle strenge
Form, die untadelhaft correcte Ausführung seiner geschliffenen Crystallgläser, so warf
er sich in den letzten Jahren hauptsächlich auf die Ausnutzung aller der großen colori-
stischen Reize, deren dieß Material fast mehrals irgend ein anderes fähig ist. - So hat er
die Darstellung des Opal und besonders der irisirenden Gläser zu größerer Vollkom
menheit gebracht, als alle anderen, weil er sie mit derfeinen und edlen Form zu verbin
den wußte, die sein Hauptvorzug bereits war. - Endlich verstund er durch eine überaus
glückliche Anwendung besonders der maurischen Ornamentation einer Anzahl Ser
vice dieses Styls einen solchen feinen Farbenreiz zu geben, wie man ihn sonst fast in
der ganzen Ausstellung vergeblich suchen wird, und wie er jetzt die Bewunderung aller
Kenner herausfordert. Unter den geschliffenen Christallgläsern ist zunächst der Kanne
mit Platte, welche der Stadt Wien gehört, zu gedenken, zu der, unter Leitung Schmidts,
der begabte Architekt König die Zeichnung geliefert, ein Meisterwerk in jedem Sinne.
Dann besonders drei Gefäße nach Zeichnung von Herdtle überaus geschmackvoll ge
faßt, beide wunderschön gravirt und geschliffen, so daß sie ihresgleichen, nicht mehr in
der Ausstellung finden...“ (Pecht 1878, S. 246).
„Beistehende Abbildungen zeigen einen Becher und zwei Platten, welche aus der be
kannten Glaswaarenfabrik von H. J. und L. Lobmeyr in Wien hervorgegangen sind. Das
in hohem Ansehen stehende Etablissement hat von jeher dem Grundsatz gehuldigt,
auch die kleinsten, in der Alltäglichkeit benützten Gegenstände in technischer Vollen
dung herzustellen und dabei die künstlerische Seite der Production doch nicht ausser
Acht zu lassen. Selbstverständlich kommt dieses Bestreben in den Prachtwerken
noch weit lebhafter zum Ausdruck und so zeugen auch die hier abgebildeten Gefässe
von gediegenem Geschmack und sorgfältiger Ausführung. Die Zeichnungen zu den
Platten sind von namhaften Künstlern, dem Professor Storck und A. Kühne, geliefert
worden... In der Entwicklung der Glasfabrikation ist der Einfluss der Wissenschaft in
vorzüglichem Grade wahrnehmbar; denn obwohl die Technik der Alten auch auf
diesem Gebiete Herrliches geschaffen hat, so stehen doch die bewunderungswürdig
sten Leistungen der Neuzeit in deutlichem Zusammenhang mit der vervollkommneten
Kentniss der Natur des Glases. Über dem Standpunkt dieser Industrie in den verschie
denen Ländern haben die letzten Weltausstellungen und so auch die gegenwärtige
wichtige Aufklärung gegeben, und überall lassen ihre Resultate erkennen, dass das
Studium des Materials und der Heranziehung der besten künstlerischen Kräfte un
fehlbare Mittel zum Erfolg sind. Einen Beweis hierfür liefert die ungemein reichhaltige
und interessante Collection der Firma H. J. & L. Lobmeyr in Wien, deren Chef, selbst ein
ausgezeichneter Künstler, die verschiedenen Arbeiten mit ebensoviel Geschick als
Erfahrung und sachlichem Urtheil leitet. Die einfachsten, aus dieser Fabrik hervorge
gangenen Gebrauchgegenstände wie Trinkgläser etc. zeichnen sich nicht weniger als
die dem Luxus dienenden Objecte, deren wir beistehend einige abgebildet haben,
durch Reinheit des Stoffes wie durch Zartheit und Anmuth der Formen aus. Die nam-
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