grausamer Härte, an die man sich erst gewöhnen muß. Aber es ist Klima darin und eine
dreinfahrende Malerfaust, die an kein Publikum denkt. So fegte er auch die Fünfzehn Öl-
fresken in seinem Landhaus am Manzanares herunter, in jener Quinta del Sordo (Land-
haus des Tauben), wo er als sein eigener Auftraggeber nur für sich selbst malte. (Jetzt
abgelöst im Prado.) Dagegen sieht man deutlich den Rembrandtschen Nachhall in einigen
kleinen Szenen von herrlicher Tieftonigkeit (Der Gehängte, Füsilierung und zwei Don
Quixotiaden). Sie stammen zum Teil aus dem Besitz des Marques de la Romana. In einem
weithin wirkendenUniformporträt, bezeichnet „Don TadeoBravo de Rivero. Per su am. Goya
2806" sieht man deutlich den Wandel der Zeit. Graudüstere Landschaft und schwarzweiß
gemischter Hund lassen noch an Velazquez denken, die rot befrackte Figur und das
statuarisch durchgearbeitete Empiregesicht schon an die glatte Gründlichkeit Gerards.
Hochinteressant durch seine feine Trockenheit und Reserve ist das in ganzer Figur
gegebene Uniformporträt des Don Manuel da la Peiia, in einer Barackengegend mit
exerzierenden Soldaten. Man denkt an Boilly und seinesgleichen. Dabei vollgültig an Zeitton
und technischer Beherrschung in damaligem Sinne. Wiederholt begegnet man auch der
Königin Maria Luise, deren rassige Häßlichkeit der Künstler so oft und gern behandelt
hat. In einer Studie des Kopfes, mit Hut, geht er den Eigenheiten des Gesichtes mit einer
Art Liebhaberei nach; auch der feine weißrosige Teint scheint ihn zu locken. Das andere
Mal ist es ein großes Kniestück, in weißem Empirekleid mit diskret aufschimmernder
Goldstickerei, vom Tageslicht gestreift, ein Bild von vornehmer Delikatesse der Gesamt-
wirkung. So ist die Goya-Ausstellung ein großer Erfolg; das Interessanteste, was die
bisherige Bildersaison geboten.
LEINE AUSSTELLUNGEN. In der Galerie Miethke eine Ausstellung des
jungen Bukowiner Malers Alfred Offner. Schüler Delugs in Wien und Herterichs in
München. Hauptsache die Farbe und ihre Werte bei eigentümlicher Mischung. Harmoni-
sierung von Blau und Grün, Porträt vor grün und gelb gestreiftem, halb abgeblendetem
Fenster. Ein ärztliches Porträt vor weißem Instrumentenschrank, besonders anziehend
durch einen Realismus, der nicht vom Zeichnen, sondern von dem Wert und inneren
Verhältnis der Form wie der Farbe ausgeht. Starke Talentprobe ein vollbeleuchteter
männlicher Akt zwischen zwei Spiegeln, wo der jugendliche Alleswoller die ganze Form
und zugleich die ganze Farbe möchte. Er wird lernen, sich zu bescheiden. _ Im Öster-
reichischen Kunstverein, der unter der jetzigen Leitung wieder mitzählt, eine Ausstellung
von drei Künstlern. Der eine ist j. M. Kupfer, der bekannte Viennensienmaler, der im
Maria-Theresia-Schlößchen (XIX., Sickenberggasse i) seine Malhöhle hat. Unermüdlicher
Schilderer der „entern" Gründe. Wäscherburg, das längst rasierte „Lampl" mit den
Volkssängern und so weiter. Dann Straßenszenen mit Porträtpublikum, und zwar dem
Sonnenstand nach. Was an bekannten Personen zu der Stunde, die er dort malt, vorbei-
zugehen pflegt. Bezirksberühmtheiten darunter, aber auch l-Ionoratioren des Geistes. Dem
Beethoven ist er in Nußdorf und Heiligenstadt besonders nachgegangen. Er malt die
Häuser, in denen er gewohnt, die Uferstelle am Spitz, wo er geangelt, die Bank, auf der er
„gedicht't" (wie der alte Hauer Klippel sagte) und die uralten Leute, die ihn noch gekannt.
Futter für das städtische Museum. Und neuestens ist er auch im Porträt ganz tüchtig
geworden. Sein Lueger, Baumeister, Professor Chwostek, Bildhauer Pendl sind nicht zu
verachten. Der Idealist vom Grund, wie er in Wien jederzeit vorgekommen. Der andere
Maler ist Viktor Müller. Berger-Schüler, dann in München. Erinnert in Phantasmen oft an
Franz Stuck. Sphinxe, Drachen, Zwergkönige, Eichkaterkönig. Aber ein starkes dekoratives
Wesen, das gewiB seinen Weg finden wird. Ferner der Wiener Landschaftsmaler Fritz
Lach. Passion für das reine Aquarell, ohne Deckfarben. Sonuenhelle, durchsichtige Luft.
Viel Italien, manchmal an Charlemont erinnemd. Spezialität das Bleistiftzeichnen; große
Landschaften, in denen er diese Manier überraschend entwickelt. - Dann bei Heller das
Ehepaar Walter Fränkel und Luise Hahn-Fränkel. Vor einigen jahren im Hagenbund
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