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dienen. Von Runge hatte die Ausstellung nichts, wohl aber von Schwind eine Reihe großer,
äußerst lustiger Karikaturen aus weißem Papier, die er für die Kinder seiner zeitweiligen
Hausleute, Familie Dr. v. Gerl, gemacht hat. Die liebenswürdige Schwarzkunst Paul Konewkas
ist uns allen aus jungen Jahren geläufig. Auch von seinem Lehrer C. Fröhlich hatte die
Ausstellung manches. Ganze Friese gibt es, von Diefenbach („Per aspera ad astra") in
Wien gemacht und lange in Baden zu sehen gewesen, dann vom Königsberger Radierer
Heinrich Wolff, für ein Kinderzimmer bestellt, vor allem aber erinnere ich an jenen
Prachtfries von schwarzen Figuren auf Goldgrund vom Krakauer Meister Mehoffer, der,
einst im Wettbewerb für den Säulensaal des Parlamentsgebäudes gemacht, erst kürzlich
in der Ausstellung der „Sztukaß (I-Iagenbund) zu sehen gewesen. Irn modernen Wien
haben namentlich die köstlichen Musikerkarikaturen des Dr. Otto Böhler mit Recht viele
Freunde gefunden. Die Serie: Gustav Mahler als Dirigent, dann Anton Bruclrner im
Himmel, die Richard Wagner-Szenen und dergleichen haben gewiß ihren Dauerwert.
Neuestens hat Marianne Roller die Goldglassilhouette wieder aufgenommen. Warum nicht?
Zu allem andern Altwien, für das jetzt Neuwien schwärmt, paßt auch diese Niedlichkeit.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
IGURALE HOLZPLASTIK AUS WIENER PRIVATBESITZ". Die
Plastik hat im öffentlichen wie im privaten Sarnmelwesen von jeher eine weit
bescheidenere Rolle gespielt als die Malerei. Auf diesen Umstand dürhe es auch zurück-
zuführen sein, daß ihre kunstwissenschaftliche Verarbeitung, abgesehen von der Antike
und der italienischen Renaissance, viel dürftiger ausgefallen ist. Ganz besonders gilt
dies von der Holzplastik und dem Gebiet, wo dieselbe als geläuiigstes künstlerisches Aus-
drucksmittel vom Mittelalter bis zur Spätrenaissance auftritt, Oberdeutschland vom Süd-
abhang der Alpen bis nördlich des Mains. Das verhältnismäßig ungeheuer reiche
Material systematisch zu verarbeiten, sind nur bei den süddeutschen l-lauptmeistern
Ansätze gemacht worden. Erst im letzten Jahrzehnt wendet sich die Kunstwissenschaft,
und ihr folgend heute mit fast fieberhaftem Eifer, die Sammeltätigkeit diesem reichen
Arbeitsgebiet zu. Hand in Hand mit der Forschung und Sammlung muß nach den
modernen Ansprüchen die Kundgabe des Denkmälermaterials an weitere Kreise gehen,
die durch die moderne photomechanische Technik ja auch wesentlich erleichtert wird.
Da war es eine überaus glückliche Idee des als ausgezeichneten Museumsleiters bekannten
Herausgebers und der in solchen Publikationen längst bewährten Verlagsiirrna, die Schätze
des Heimatlandes aus der Holzplastik in einem vornehm ausgestatteten Sammelwerk
zugänglich zu machen.
Der Gedanke, im ersten vorliegenden Band des Werkes den Wiener Privatbesitz
an Holzskulpturen vorzuführen, lag nach dem Vorgang von Friedländers Werk über
die Berliner Plastik nahe. Es sind die Sammlungen Figdor, Engen von Miller zu Aich-
holz, Hans Schwarz und die des Grafen l-Ianns Wilczek, die mit ihren herrlichen
Schätzen vor Augen treten. Auf den siebzig zum allergrößten Teil ausgezeichnet aus-
gefallenen Lichtdrucktafeln tritt uns eine wahre Überfülle plastischer Werke, zum größten
Teil der Forschung wenig oder gar nicht bekannter Schnitzereien entgegen. Zugegeben,
daß in dieser auf dem ersten Blick fast verwirrenden Menge auch einiges Mittelgut mit
untergeschlüph ist, im ganzen darf Wien mit Stolz auf Sammlungen blicken, wo Finder-
glück und feines Verständnis hervorragender Sammler einen solchen Reichtum aus-
erlesener alter Kunst in wenigen Händen zu vereinen wußte. Der überwiegenden Mehrzahl
nach gehören die dargestellten Werke der heimischen, das heißt der oberdeutschen Kunst
des XV. und XVI. Jahrhunderts an. Dem Charakter der in Frage kommenden Privat-
" Figurale Holzplastik, ausgewählt und herausgegeben vonjulius Leisching. I. Band, Wiener Privatbesitz.
Wien 1908, Kunstverlag Anton Schroll ä Co. Fol. 8 Seiten und 7o Tafeln. Preis 50 Mark.