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Abb. 7. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Doppeltür aus dem Gjenner Pesel
ungezählten monumentalen Geschmacklosigkeiten nicht zu reden, die unter
Aufwand horrender staatlicher und städtischer Mittel entstanden und stündlich
noch entstehen.
Die „Bauernkunst" hat es indes keineswegs bloß mit verrohten Ab-
klatschen, mit schreiend farbigen Erscheinungen, die der Städter spöttisch
als „Bauemkirchwei " bezeichnet, zu tun. In ihren Resultaten, die heutigen
freilich meist ausgenommen, klingt etwas von dem nach, was die Arbeiten
vieler Naturvölker als Stiläußerungen vorbildlich macht, jenes Zusammen-
gehören, jenes Zusammengewachsensein alles dessen, was auf der Scholle
entsteht, mit der Scholle selbst in Verbindung ist. Lange noch, als die Bau-
kunst der Städte schon internationaler Veriiachung des formalen Ausdrucks
verfallen war, der Verfiachung, die das Bild der modernen Großstädte von
Tag zu Tag uninteressanter, schablonenhafter erscheinen läßt, klang im
Bauernhaus noch etwas tonangebend nach: Eigenart, erwachsen aus dem
Erfüllen der Forderungen, die Klima, Baumaterial, Bodenbeschaffenheit,
Lebensgewohnheit der Einwohner, wirtschaftlicher Betrieb und so weiter
stellen. Der Bauer des Tieflands, der Gebiete an der See, konstruierte anders
als jener des innerkontinentalen Hügel- oder Berglands. Das Bauernhaus ist
aus den örtlichen Bedingungen entstanden. Deshalb ist die Zahl der Typen
außerordentlich reich, vielgestaltig. Trifft das bei den Resultaten der Neuzeit