auf die Entwicklung der städtisch-baulichen Massen in ihrer Gruppierung,
wie sie durch den Begriff Stadterweiterung, Städtebau, für den Architekten
zum Problem im großen werden. Christofer Wren hatte nach dem großen
Brande 1668 für_ London einen neuen Bebauungsplan entworfen, der, wäre
er zur Ausführung gelangt, dem ganzen Stadtgebilde eine richtige Ent-
wicklungsgrundlage gesicherthätte. Es wird geradezu behauptet, daß London,
wie es sein sollte, in den Plänen Wrens bereits gewissermaßen enthalten sei.
Seine Zeit war nicht reif dafür. Erst der Gedanke der Anlage einer Garten-
stadt, das Anschneiden einer völlig neuen Sache, lenkte den Blick auf die
dringende Notwendigkeit eines andern als des bisher gewohnten Verfahrens
bei der ständigen Erweiterung der großen Fabriks- und Handelszentren.
Die Aufgaben, die sich hier bieten, nachdem ein Jahrhundert des riesig-
sten industriellen Aufschwungs die unglaublichsten, nicht wieder gut zu
machenden Fehler, Torheiten und Geschmacklosigkeiten sonder Zahl in
anderer Richtung begangen hat, wurden indes rasch begriffen. Was England
noch vor wenigen Jahren nicht wußte, nicht kannte: „Town planning", es ist
heute das Problem, an dem die tüchtigsten Kräfte sich erproben. Lange wird
es ja nicht dauern, so sind, zumal eine große Reihe praktisch auszuführender
Arbeiten winken, hier bedeutende Vorstöße gemacht, die Lehrzeit überwunden.
Sichere Anzeichen lassen darauf schließen. Das Thema dieses Aufsatzes ist
unter vielerlei Ähnlichem das sprechendste Argument dafür. Gründungen
wie Saltaire, Bournville, Port Sunlight (siehe „Kunst und Kunsthandwerk",
Band X, Seite x85 und Seite 352 ff), deren Wirkung im Sinne praktisch
erprobter Beispiele natürlich von allergrößter Bedeutung war, zeigen, daß
ihre Begründer in durchaus moderner Denkweise bereits radikal mit den bis
dahin gültigen Traditionen auf diesem Gebiet brachen, Neues, Vorbildliches,
vom ersten Projektstrich an weitsichtig Geplantes dafür einsetzten. Geraumer
Zeit bedurfte es auch hier, bis die Erkenntnis der Richtigkeit der Unter-
nehmungen, der Möglichkeit materiellen und erzieherischen Erfolgs allgemein
sich Bahn brach, um dann allerdings rasch große Verhältnisse anzunehmen,
nicht von lokaler Bedeutung zu bleiben, sondern eine nationale Bewegung
zu involvieren und als ersten, die Vorläufer dimensional überholenden großen
Vorstoß die Gründung der Gartenstadt nach sich zu ziehen.
Am 25. Oktober 1907 fand in der Guildhall zu London unter dem Vor-
sitz des Lord Mayor dieser Stadt eine von Gemeindevertretem ganz Eng-
lands besuchte, durch die „Garden city association" veranlaßte große Ver-
sammlung statt, bei welcher Sir William Treloar, bevor er seinen Präsidenten-
sitz einnahm, gleich zu Anfang sagte: „It (die „Garden city association") has
already made its mark, because it has shown, that Town planning (das heißt
systematische, ästhetischen wieVerkehrsrücksichten im gleichem Maß gerecht
werdende Stadterweiterung oder Neuanlage von Städten) is an absolute neces-
sity"! Das Geständnis, daß diese anderwärts längst erkannte „Necessity" erst
recht spät ihre Würdigung finde, ist damit abgelegt worden! Nach ver-
schiedenen Reden, bei denen es an der allerschärfsten Kritik der herrschen-