g. S gibt in Museen und Sammlungen, besonders Süd-
x ' deutschlands, eine zahlreiche Menge von Fayence-
geräten, die zumeist in Blaumalerei, seltener in
Scharffeuerfarben, in einer gewissen Abhängigkeit
von den ornamentalen Mustern der Rouen-Fayen-
cen bemalt sind und die bisher mit Sicherheit keiner
Fabrik zugeschrieben werden konnten, da sie keine
bestimmt nachweisbare Fabriksmarke, wohl aber
zur weiteren Komplikation alle möglichen Buch-
staben, Monogramme und Zeichen, zumeist in
Kobaltblau, aufweisen. Immerhin konnte der aufmerksame Beobachter einige
zusammengehörige Gruppen konstatieren. An die Rouen -Vorbilder sowie die
Fayencen von Moustiers schlossen sich auch die Formate der Geräte zum
Teil an, die großen runden und ovalen profilierten Aufsätze mit gewellten
und gebuckelten Rändern, die zum Teil als Untersätze für Salzfässer, Zucker-
streuer, Essig- und Ölkannen etc. dienten - das Preisverzeichnis des K. F.
Hannong von 1729 nennt zum Beispiel einen „Surtout in Oval mit acht
Salz- und Pfefferbüchsen" -, die großen ovalen, runden, vier-, sechs- und
achtseitigen Schüsseln und Platten, gleichfalls mit gewellten und gebuckelten
Rändern und so weiter. Es
ist ja bekannt, daß die großen
Rouen-Schüsseln neben den
Delftern als Ersatz für die
1709 auf Befehl Ludwigs XIV.
zur Einschmelzung eingelie-
ferten Silberschüsseln der
französischen Aristokratie
dienten und besonders die
Schaubüfetts zierten, wie es
ein um x7oo zu datierender
anonymer französischer Stich
des k. k. Österreichischen
Museums hübsch veran-
schaulicht (Abbildung Seite
551). Es ist fraglos, daß
der ornamentale Dekor der
Rouen-Fayencen die Quelle
war, auf welche derjenige
dieser süddeutschen Speise-
geschirre zurückzuführen ist, Straßburger Fayencetellerin Scharffeuerfarben (Museum Straßburg)
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