es in bezug auf die Modellierung von den übrigen Kacheln nicht abweicht, hin-
sichtlich der Glasur und der Farbengebung wesentliche Unterschiede. Das
deckende Weiß hat nicht den Stich ins Gelbliche, das den anderen Kacheln
eigen ist; die Farben sind spärlicher angebracht, einzelne Konturen begleiten
feine blaue Linien, die bei den anderen Kacheln fehlen; die Glasur ist fast
glanzlos, kurz die ganze Technik der Bemalung und Glasierung ist eine
primitivere als die der anderen Kacheln.
Auch die Provenienz aller dieser Kacheln steht nur insofern fest, als
sie ohne Zweifel österreichisches Erzeugnis sind, wogegen Walchers An-
nahme, daß sie in Wien angefertigt wurden, bei aller Wahrscheinlichkeit
eines zwingenden Beweises noch entbehrt. Auf alle Fälle gibt das hochin-
teressante Stück, das das Museum aus der Sammlung Lanna erworben hat,
nach dieser und andern Richtungen noch manches Rätsel zu lösen.
Zwei andere Erwerbungen haben die Sammlung des '
Museums an rheinischem Steinzeug glücklich ergänzt. Es
sind dies ein Siegburger Bimkrug und eine Kölner Schnelle.
Der Krug ist nach Art des älteren Siegburger Steinzeugs
wagrecht gefurcht, trägt auf der Vorderseite am Halse das
große kursächsische Wappen,
von einem Engel gehalten,
und die getrennte Jahreszahl
15-7 . .; die auf anderen
gleichartigen Krügen befind-
liche 6 ist ausgeblieben, dar-
unter vorne im Winkel auf-
einanderstoßend zwei Bänder
mit Ranken, Grotesken und
Porträtmedaillons und mit
diesen parallel laufend ein-
zelne aufgesetzte Figuren von
Hunden, Hasen und Schwei-
nen sowie Masken und Akan-
thusblätter. Ähnliche aufge-
setzte Figuren befinden sich
zu beiden Seiten desWappens.
Das Stück ist bei Falke, „Das
rheinische Steinzeug", Bd. I,
Abbildung 86, reproduziert und
gehört in jene Gruppe von
Arbeiten, die aus der Werk-
statt Anno Knütgens hervor-
gegangen ist und die, wie
Falke nachweist, unter den
Siegburger Betrieben lange Relieüerter Zinnhümpen, schwedisch. xvn. jahrhundert
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