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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 10)

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die Ueberbriickimgsconstruction vollkommen und innig mit dem eisernen Röhrenpfeiler ver- 
bunden wird, anstatt dass sie einfach nur obenauf zu liegen käme, wo sie dann lediglich den 
vsrticalen Druck ihrer Schwere und Last auf den Pfeiler übertragen würde. So aber wird 
der Pfeiler an den elastischen Biegungen der Constructionen unter ihrer Belastung be- 
theiligt; seine Widerstandsfähigkeit also gegen Biegung wird der Widerstandsfähigkeit oder 
Tragfähigkeit der Constrnction selbst zunutze gemacht. 
Erfahrungen und Beobachtungen, die an Brückenobjecten auf ähnlichen Pfeilern 
gewonnen wurden, berechtigen zu dieser Nutzbarmachung; sie hatten den Fingerzeig dafiir 
gegeben. 
In der Erscheinung bietet die auf die vorstehenden Principien basirte Construction 
ein überaus gefilliges, ästhetisch befriedigendes Linienspiel. Die Cnrveu eines stützenden 
Bogens und einer über die Pfeilerspitzen gehängten Kette durchkreuzen sich inmitten der 
Oeifnung zweimal und sind unter sich durch wenige verticale Riegel aus einander gespannt 
und in deren Zwischeufeldern durch sich iiberkreuzende Zugbänder in ihrer gegenseitigen 
Lage nach jeder Richtung iixirt. 
Aehnlich ist die über eine Gebirgsschlucht im Balkan ohne unterstützende Pfeiler 
eoustruirte Brücke, bei welcher durch eine sinureiche Vorrichtung das, was die Biegsamkeit 
der Pfeiler und die freie Auflage der Träger-Enden bei der ersten Constrnction für die Ein- 
wirkungen der Temperatur leistet, durch einen selhstwirkend die Spannung der Kette gleich- 
erhaltenden Apparat erreicht wird. 
Die Darstellung der Art und Weise der Aufbringung an Ort und Stelle der in ganzer 
Länge einer BriickenöEuung fertig gearbeiteten Coustruction bot einen interessanten Ein- 
blick in eine der schwierigsten und stnunenswerthesten praktischen Leistungen des Inge- 
nieurs. Die wuchtigen Masseu einer solchen Constrnction fügen sich willig und folgsam 
nach jeder Richtung der schwachen Menscheuhand, wenn diese sich ausrüstet mit ihren auf 
wissenschaftlicher Basis aufgebauten Apparaten: sie werden auf mächtige eiserne Pontons 
gebracht und auf dem Wasserspiegel zur Stelle geführt; von der Höhe der bereitstehenden 
Pfeiler aus werden sie mit hydraulischen Hebeapparatßn spielend in so beträchtliche Höhe 
gehoben, um dort bleibend an die Pfeiler geschmiedet zu werden. 
Bei der Schluchtbriicke ist es ein luftiges Drahtseilgeriiste, das der Aufstellung als 
erste Basis dient. 
Kleinere Mittheilungen. 
gßnsstellung von Arbeiten der Zelehenschulen Nlederüsterretehs.) Wir 
haben er Juni-Nummer der "Mittheilungen" das Programm der Ausstellung von Arbeiten 
der Zeichensclxulen Niederösterreich beigelegt, welche mit Genehmigung des h. Staats- 
ministeriums von Seite des Museums im Herbste d. J. in den Locnlitäten der Gartenbnu- 
gesellschstt veranstaltet werden sollte. 
Das Specislcomite, welches die vorläufigen Einleitungen tiir diese Ausstellung go- 
troifen, das Programm entworfen hat und die Orgnnisirung und Leitung der Ausstellung 
nach S. 2 des Programmen besorgen sollte, bestand aus den Herren: Sr. Excellenz Feld- 
zeugmeister Ritter v. Hnnslab, Architekt H. Ferstel und Prof. C. Radnitzky, Cu- 
rntoren des Museums; Lünisterinlsecretär A. Hermsn, Volkssehulreferent im lLl. Stslts- 
ministerium; Dr. M. Becker, Lmdessehnlreth tiir Beelschulen; den Architekten Lippert, 
Storch und Petschnig, Prof. J. Klein, Correspondenten des Museums; endlich uns 
dem Director, Direetorstellvertreter und dem Secretär des Museums. Der Lsndeseusschuss, 
die Hnndels- und Gewerbeknmmer und der Gerneinderath von Wien sind eingeladen werden, 
zur besonderen Vertretung der aus ihren Mitteln erhaltenen Schulen und Anstalten eigene 
Vertreter in du Comite der Zeichenschuleusstellung zu delegiren. 
Die n. ö. Hendels- und Gewerheksmmer hat sich in der Sitzung vom 13. Juni 
sofort bereit erklärt, auf eine entsprechende Batheiligung der Gewcrbeschulen in Wien an 
jener Ausstellung kriißigst einznwirken und die diestiilligen Kosten auf die ihr zur Ver- 
fügung stehenden Fonds zu übernehmen. Ferner hat sie Herrn Knmmerrath k. k. Rath 
Eduard Sieger, nls bewährten Freund des gewerblichen Unterrichtes und praktisch er- 
fshrenen Fachmann, ersucht, die Mission ihres Vertreters im Ausstellnngsconiite zu über- 
nehmen, welche Herr Sieger dankend annshm. In gleicher Weise ist dem Museum euch 
von verschiedenen anderen Seiten, u. A. vom h. k. k. Kriegsministerium, die Betheiligung 
einzelner Schulen und die Unterstützung dieser Ausstellung zugesichert werden. 
Gleichwohl glsubte die Direction unter den dermsligen Umständen von der Durch- 
führung dieses Unternehmens Umgang nehmen zu sollen. 
De eine Ausstellung gegenwärtig, wo des Interesse des Pnblicmns ganz von den 
politischen Zeitverhiiltnissen absorbirt wird, einen lebhaften Besuch nicht versprechen
	        
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