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Kunst hinaus anregend wirken; denn jeder Kunstzweig muß Seele haben.
Wir haben den Anfang der Bewegung besonders betont, nicht nur weil sie
von Wien ausgegangen ist und jetzt gewissermaßen ihre jahrhundertfeier
begehen kann, sondern weil eben die Kenntnis des Anfangs auch das Spätere
immer am besten kennen
lehrt. Wir hoffen, daß nie-
mand, der sich vorurteils-
frei und mit wirklichem Ge-
fühle den Werken unserer
Meister hingibt, das öde
Schlagwort von den
„schwächlichen Epigonen"
noch wiederholen wird;
allerdings fanden diese, wie
alle Neuerer, schwächliche
Nachahmer, die dem Rufe
der ganzen Bewegung scha-
den mußten. Aber sie selbst
waren nicht Epigonen; sie
waren Vorläufer und sind
es noch heute füruns. Damit
ist auch gesagt, daß wir sie
nicht einfach wiederholen
sollen; aber ihr Geist soll
noch in uns lebendig sein.
Deshalb haben wir diesen
Geist hier auch etwas länger
zu uns sprechen lassen.
Man wird uns jetzt aber
wohl auch recht geben,
wenn wir der Ausstellung
der religiösen Romantiker
zwei eigene Räume ge-
widmet und wenn wir ein
besonderes Gewicht auf den
Ausgangspunkt der Bewe-
gung in Wien und dann
auf den österreichischen
I-Iauptmeister der Richtung,
auf Führich, gelegt haben.
Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf. Kremscr Schmidt.
Der heilige Martin, Federzeichnung, lavien und weiß gehöht
(.,Albenina", Wien)
Daß wir uns dabei in der Hauptsache auf Österreicher beschränkt haben,
wird man nur erklärlich finden, da die deutsche retrospektive Abteilung die
reichsdeutschen Meister natürlich besser bringen mußte. Aber wir durften,
ja mußten, da die ganze Bewegung von Wien ausgegangen, doch auch