in den überschwenglichsten Ausdrücken gedankenlos verherrlicht, im Grunde
aber nicht ernst genommen zu werden.
Nachteilig war diese vage und konfuse, mit religiösem Widerwillen
gemischte Begeisterung vor allem für unser Wissen von der mohammeda-
nischen Kunst, über die wir zudem auch aus den Werken arabischer
Schriftsteller positive Nachrichten nur in sehr kärglichem Maße schöpfen
konnten. Wenn man bedenkt, was im Laufe der Jahrhunderte über die
Pracht und den Glanz mohammedanischer Bauten, über die Wunderwerke
orientalischen Gewerbefieißes, über die berauschende Schönheit ihrer
Formen, die unglaubliche Zartheit ihrer Ornamentik und den unbeschreib-
lichen Zauber ihrer Farben gefabelt worden ist, so erstaunt man, daß es bei
einer so regen und allseitigen Bewunderung so gut wie nie zu konkreten
Berichten kommen mochte, die zu einer Vertiefung des allgemeinen Interesses
an solchen Schöpfungen geführt hätten.
Erst mit dem vorigen Jahrhundert hat unter Orientalisten, Archäo-
logen und Architekten eine Bewegung begonnen, die sich ein ernstes
Studium der islamischen Denkmäler zur Aufgabe machte, und obwohl die
Untersuchungen einer Systematik zunächst noch entbehrten und der Kreis
der Beteiligten sich erst in jüngster Zeit wesentlich erweitert hat, ist doch
diese kurze Arbeitsperiode an Ergebnissen außerordentlich reich gewesen.
Nahezu der ganze Bestand an bedeutenden Werken der Architektur, die
von Arabern, Persem, Indern, Mauren und Türken unter dem Zeichen des
Islam geschaffen worden sind, ist uns auf diese Weise zugänglich geworden,
und, auf die Fortschritte der I-Iilfswissenschaften gestützt, ist es uns gelungen,
aus dem Wandel der Formen und der Ausgestaltung provinzieller Typen
wenigstens die groben Züge einer kunsthistorischen Entwicklung herauszu-
lesen. Freilich harren hier noch gar manche rätselhaften Probleme ihrer
Lösung; zumal die brennende Frage nach den struktiven und ornamen-
talen Ursprüngen der ältesten mohammedanischen Bauten dürfte noch viele
lebhafte Kontroversen zeitigen, ehe sie eine befriedigende Beantwortung
findet.
Viel weniger sind wir bisher über die Geschichte der verschiedenen
Zweige des Kunsthandwerks unterrichtet, dessen Erzeugnisse so oft den
Gegenstand überschwenglicher Verherrlichung gebildet haben. Die For-
schung bemächtigte sich zunächst der kostbaren Prunkstücke, die als
Kriegsbeute oder als fürstliche Geschenke in die Schatzkammern abend-
ländischer Kirchen und Klöster oder in die Kuriositätenkabinette vornehmer
Paläste gelangt waren, von wo sie dann wieder zum Teil in Museen und
Bibliotheken wanderten. Als erste nennenswerte Arbeit über Epigraphik,
Ikonographie und Symbolik im islamischen Kunstgewerbe erschien 1821 die
Publikation von Reinaud über die Sammlung des Herzogs von Blacas; ihm
folgten Lanci und Longperier mit ähnlichen Studien. Insbesondere haben
sich dann Karabacek und später van Berchem um die Wiederaufnahme
der stark vernachlässigten Inschriftenkunde und Ikonographie auf diesem