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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 1)

mit dem Spiele seiner Farbe. Dies gilt von 
dunklen Tönen, vornehmlich vom Rot, Blau 
undGrün; in bevorzugterWeise aber vom Opal- 
glas, das irisierend, je nach dem Lichte, höchste 
wechselnde Farbenspiele zeigt. Oder es wurde 
andersfarbiges Glas durch den Schmelzungs- 
prozeß in die klare Grundmasse eingelegt - 
sei es als Fäden, die das Glas spiralig umziehen 
und sich durchkreuzen (retikuliertes oder Fili- 
granglas), oder in Gestalt von Blumen oder 
sonstigen Figuren (Milleiioriglas). Böhmen 
konnte gegen diese venezianische Industrie die 
Schönheit des Glasmaterials, das in gleicher 
Reinheit den Venezianern fremd geblieben war, 
und die Technik des Schleifrades, in der es das 
Höchste zu leisten vermochte, einsetzen. Glas- 
Schliff und Glasschnitt haben rasch der böh- 
mischen Glasindustrie die Welt erobert. Zwar 
' gelang es einem Muranesen, Giuseppe Brioti, 
sich drei Jahre in Böhmen aufzuhalten, die 
neuen Tech- 
niken zu stu- 
dieren und auf 
solcher Grundlage der Industrie in seiner 
Vaterstadt no chmals aufzuhelfen ; mit seinem 
1772 erfolgten Tod und mit dem Falle der 
Republik war die venezianische Konkurrenz 
für immer ausgeschieden. Trotz der großen 
Vorzüge des böhmischen Glases, die in 
seiner Durchsichtigkeit, Klarheit und Farb- 
losigkeit bestanden, und trotz seines künst- 
lerischen Charakters, welcher durch die 
nachträglich hinzutretende Schleifung und 
Gravierung bestimmt wurde, erwuchs den 
Glashütten Böhmens bald ein neuer Gegner 
im englischen Glas. England erzeugte zu 
Anfang des XIX. Jahrhunderts schweres 
Fabrikat aus bleihaltigem Glase, dem Flint- 
glas, und gab ihm gedrungene Formen. Die 
große Zusprache, die das englische Glas nun 
fand, zwang Böhmen, dem Geschmack der 
Zeit zu folgen und die von England aus- 
gehende neue Richtung auf seine Erzeug- 
 
Abb. B. Glas mit rosa überfangenen Dra- 
perien 
 
Abb. g. l-lenkelglas, hellrot überlangen, mit 
_ __ _ in abgestuften Feldern eingeschliflenen Blu- 
msse zu ubertragen. Es entsteht nun in men,Vögeln m.
	        
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