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die Herkunft aus derselben Werkstatt schließen. Technische Unterschiede
erklären sich aus der verschieden geplanten Aufstellungsart. Der Nieder-
schönenfelder Stein war als Vortritt eines Altars gedacht und hat jahrhun-
dertelang als solcher gedient. Er mußte daher in ganz Hachem Relief gear-
beitet werden und ist einer gleich-
mäßigen Abnutzung unterworfen
gewesen. Der Friesacher Stein
dagegen sollte in einer Wand der
Kirche eingelassen werden. Der
Vertiefung seines Reliefs waren
daher keine andern Grenzen ge-
setzt, als sie die durch die aufge-
wandten Geldmittel bestimmte
Arbeitszeit zog. Kleine stilistische
Unterschiede ergeben sich aus der
zwischen beiden Steinen liegen-
denZeit.DerNiederschönenfelder
wird in die Mitte der fünfziger
Jahre zu setzen sein, der Frie-
sacher, wenn er überhaupt schon
zu Lebzeiten Erhard Überackers
begonnen wurde, kaum vor Mitte
der sechziger. So zeigen die
Decken des ersteren, namentlich
unter den Schilden, noch einen
mehr bandartigen Charakter, das
Zaddelwerk des Friesacher da-
gegen eine Bereicherung durch
aufzüngelnde, lanzettförmig zuge-
schnittene Endigungen. Beiden
gemeinsam ist eine auffällige Par-
alleladerung der einzelnen Strei-
fen. Die weite Entfernung beider
Steine in entgegengesetzter Rich-
tung vom Fundort des gemein-
samen Materials läßt darauf
schließen, daß wir es mit Werken
eines von letzterem aus exportie-
renden Meisters zu tun haben, der sich eines beträchtlichen Rufes erfreut
haben muß. In der Tat findet sich auch in Salzburg selbst ein Grabstein,
dessen Zusammengehörigkeit mit dem besprochenen sich trotz der schlechten
Erhaltung nicht verkennen läßt. Es ist der eines andern Überacker, des 1456
gestorbenen Virgilius, und liegt im Boden der zierlichen Margaretenkapelle
im Salzburger Petersfriedhof. In einem schlichten eingetieften Viereck zeigt
Abb. 3. Grabplatte des Engelhard Marschall: von Dornsperg
in Niederschönenfeld
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