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das sich zum Beispiel das vielbewunderte Augsburger Relief im Kaiser
Friedrich-Museum eng anschließt). Wie anheirnelnd ist die intime Schilderung
des gotischen Meublements, wie gut beobachtet das Motiv der Magd,
die den Vorhang des I-Iimmelbettes lüftet, wie geschickt das schwierige
Problem gelöst, das Himmelbett perspektivisch richtig in den Raum zu
stellen. Wir erkennen Bestrebungen, die jenen des Meisters S. W. durchaus
Abb. 12. Beweinung Christi. Schule des Meisters S. W.
parallel laufen, wenn man nicht, was näher liegt, ein Schulverhältnis
annehmen will. Stilistisch ganz deutlich wird die Physiognomie eines Meisters,
der mit zwei „Grablegungen" und einer großen Predigt des heiligen Paulus in
den Linzer Sammlungen vertreten ist (sämtlich Reliefs; Abb. I9 und 20). Die
ältere und kleinere Grablegung (aus Eferding), noch ziemlich steif in der
Anordnung, zeigt schon die charakteristischen stilistischen Merkmale dieses
Künstlers, seine merkwürdige Vorliebe für schräggestellte Augenachsen und
-brauen, für „Zwieselbärte" sowie auch für eine besondere Form des weib-
lichen Kopfbundes. Viel freier, flüssiger, ja schwungvoll ist die größere und
augenscheinlich jüngere Grablegung (aus Wolfsegg) komponiert; hier hat der
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