werden; der Charakter der einheimischen Kunst wird dann
nur um desto schärfer hervortreten.
Aber auch dort, wo die Provenienz die erste Rolle
spielt, wie im Gebiet der Prähistorie und der Antike, wo
ein Landesmuseum sich streng auf die innerhalb seines
Territoriums gemachten Funde beschränken muß,
wenn es den Charakter seiner einschlägigen Samm-
lungen nicht verfälschen und diese wissenschaftlich
wertlos machen will, tauchen immer wieder Stücke auf,
deren künstlerische Qualität eine über den Rahmen
des provinziellen Interesses hinausgreifende Bedeu-
tung in Anspruch nehmen darf.
So mag es gerechtfertigt erscheinen, wenn in
diesen Zeilen aus der Zahl der jüngsten Neuerwerbun-
gen des Museums Franzisco-Carolinum auf kunst- und
kulturgeschichtlichem Gebiete jene Objekte in Bild und
Wort vorgeführt werden, die einen absoluten künstlerischen
oder kunstgewerblichen Wert behaupten und deren Inter-
esse nicht überwiegend auf ihrer territorialen Provenienz
beruht.
Neben den obligaten prähistorischen Steinhämmern
und bronzenen Lappenkelten, graphitierten Topfscherben
und bronzenen Lanzenspitzen gelangten auch in den beiden
jüngstvergangenen Jahren wieder ein paar Ausgrabungen
Abb. I. Römische
Abb. 2. Vasenförmiger Grabaufsatz aus weißem Mar-
mor, römisch, Fundort Linz a. D. (Angekauft aus einer
Spende
in den Besitz des
Museums, die einen
höheren Rang ein-
nehmen. Da ist vor
allem eine fast 21 Zentimeter hohe
römische Bronzestatuette der Venus
(Abb. I) zu nennen, die an der-
selben Stelle zutage trat wie die
etwas kleinere Herkulesstatuette, die
im Jahre Igo4 bei Watzing gefun-
den und in den „Mitteilungen der
Zentralkommission" von mir publi-
ziert wurde (dritte Folge, Bd. 4,
S. 161 ff.). Von dem neu gefundenen
Figürchen ist durch die Unachtsam-
keit des ersten Besitzers leider das
linke Füßchen, das nur noch lose am
Unterschenkel hing, verloren gegan-
gen; auch die übrigen Extremitäten
sind beschädigt und das Antlitz hat
Bronzestatuette der
Venus, aus Wat-
zing (Angekauft
aus einer Spende)