Familie Führich und für die erste Jugend des
Künstlers Bossen die Quellen (erhaltene Fami-
lienchroniken, Tagebuchaufzeichnungen des
Vaters, „Zeichenbücheln" des Sohnes und
nicht zuletzt die in Kratzau sehr gründlich vom
Biographen vorgenommene Autopsie) so reich-
lich und ergaben ein so reizvoll buntes Mate-
rial, daß man ohne weiteres versteht, wie sich
der glückliche Entdecker dieses Materials ver-
lockt fühlen konnte, hier liebevoll zu verwei-
len, ja vielleicht die „Andacht zum Unbeden-
tenden" hie und da ein bißchen weit zu treiben.
Auch mußte es Dreger dankbar erscheinen,
nicht nur" die Zusammenhänge Führichs mit
dem innerenWesen seiner Ahnen aufzudecken,
sondern auch in der Gestalt des Vaters Wenzel
einen jener sonst anonym bleibenden Künstler
am Werke und im vollen geschichtlichen
Lichte zu zeigen, deren ungeheure Hinter-
lassenschaft unter dem Generalnamen der
„Volkskunst" subsumiert zu werden pBegt,
während sie doch, wie Dreger triftig bemerkt,
_ _ __ , Frühjahrsausstellung österreichischer
ebenso auf zahllose kleine, einzelne kunstleri- Kuns,g,w„be, (Wandeln 5mm,
sche Individualitäten zurückgeht wie das Himßrr-hifßiüußexflbßü- "S? 113mm"
. - .. - . vorn rc ile ten ans o e , aus-
,_,_Volkslied". Die glucklichsten Zufälle der gemm von Mm, Puuak
Überlieferung haben es nun möglich gemacht,
einen solchen „Volkskünstler" aus seiner Verborgenheit zu ziehen, der Särge
und Wiegen bemalte, I-Ieiligenbildchen und
Aktualitäten in Kupfer stach, Kirchenfahnen
schmückte und Schriftentafeln herstellte und
sonst noch Tausenderlei; und diese Gestalt
zu fixieren, wäre auch dann ein dankens-
wertes Unternehmen geblieben, wenn der
Mann nicht zufällig der Vater Josef Führichs
gewesen wäre, bei dem dieser wie von selbst
ins Handwerkliche seiner Kunst hineinwuchs
und mit dem er die Fundamente seiner Per-
sönlichkeit (vor allem die Religiosität und
den starken Familiensinn) gemein hatte. Sehr
fein ist übrigens Dregers Beobachtung, daß
die in Führichs Frühkunst auftretende Vor-
liebe für das Drastische, das „Frappante",
wie der Künstler selbst es nennt, als unmittel-
Frllhjahrsausstellung österreichischer _ _
Kunstgewerbe. Vase von Hugo F. Kitsch bares Erbe jener „Volkskunst" anzusehen ist.