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dieser Propst ein beträchtliches Privatvermögen besaß, war er auch im-
stande, mit Hilfe dieses die zerfahrenen finanziellen Verhältnisse des Stiftes
wieder in Ordnung zu bringen. Er starb am 15. März 1453.
Kaiser Maximilian I. bewilligte am 10. Oktober 1517 dem Stifte als
Grundherrschaft das Halsgericht mit eigenem Stock und Galgen innerhalb
des Burgfriedens „vnd den Pan daselbst vber das Bluet zu richten".
Propst Georg Christoph Pratsch erwirkte die Einverleibung des Stiftes
Vorau in die lateranensische Kongregation laut Inkorporationsbrief vom
24. Dezember 1682, wodurch die Pröpste
von Vorau auch lateranensische Äbte
wurden.
Propst Franz Sebastian Graf von
Webersberg ließ die Prälatur mit dem
Bibliothekssaal neu erbauen und die
Büchersammlung 1733 von dem Chor-
herren und Bibliothekar Julius Franz
Gusman neu ordnen und katalogisieren.
Unter dem Propste Lorenz Leit-
ner (1737-1769) wurden die zierli-
chen Bücherschränke der Bibliothek
angefertigt (1767), auch machte sich
in seiner Zeit manche literarische Größe
im Stifte Vorau bemerkbar, so zum Bei-
spiel der Historiker Aquilin julius Cäsar,
der die Annales Ducatus Styriae in vier
Foliobänden verfaßte (1768-1777), von
welchen der vierte Band leider in Ver-
lust geraten ist.
Durch unmäßige Steuerbelastung,
Kriegsschäden und sonstige Bedrängun-
gen War das am Ende des Abb. 1. Regulienea lateranenuischea Chorherren-
hunderts an den Rand des Abgrundes immun"
gelangt, so daß sich auch nur wenige Klostermitglieder im Stifte zu halten
vermochten; die Auflösung schien unausbleiblich. Da gelang es dem Propste
Franz Sales II. Knauer (1811-1837), durch eine geschickte ökonomische
Wirtschaft Vorau wieder lebensfähig und sogar schuldenfrei zu machen.
Die alten Siegel von Vorau zeigen den Patron der Stiftskirche, den heiligen
Apostel Thomas vor Christus kniend, so in einem Kirchensiegel aus dem
XIII. Jahrhundert mit der Legende: 1' : SIGIIIIJUM . GCClA-ISIG. VOROWGNSIS
(Abb. 2).
Am 17. Juni 1453 erhielt dann das Stift Vorau unter dem Propste
Leonhard vom Kaiser Friedrich III. (IV.) dieses alte Siegelbild nebst dem
Wappenbilde der ausgestorbenen Familie des Vorgängers des Propstes
Leonhard, des bereits früher angeführten Propstes Andreas von Prambeck,