Im engsten Zusammenhang
zu den Flügelbildern steht aber
auch die Rückseite der Haupt-
tafel (Abb. 9). Sie ist freilich, wie -
schon erwähnt, n_ur äußerst flüch-
tig hingesetzt, wie es dem allge-
meinen Gebrauch gewöhnlich
entsprach. Deshalb aber auf eine
untergeordnete Gesellenhand zu
schließen, erscheint bei so vieler
Verwandtschaft, wie sie schon
allein bei den Händen sich offen-
bart, ausgeschlossen. Übrigens
spricht sich in der anmutigen
Maria ein so tüchtiges Können,
in den perspektivisch verkürzten
Gesichtern der Auferstehenden
eine solche zeichnerische Sicher-
heit bei einfachster Mache aus,
daß sicher keine mindere Hand
als die der Flügelbilder in Be-
tracht gezogen werden kann. Abb. 20. Disputatip:bilzrxshizilijiänäfäihrarina, Tafelgemälde
Dazu kommt endlich noch die
sehr duftig hingestrichene Hintergrundslandschaft mit den buschig bestan-
denen Bergkegeln und den fast urnbrisch-schlanken Bäumchen, wie sie die
Brotvermehrung oder der St. Wolfgangskapellenbau in St. Wolfgang zeigen.
Fassen wir alle diese gemeinsamen Eigentümlichkeiten der hier be-
sprochenen Werke zusammen, so wird man sie nicht als Spielereien des
Zufalls und nicht als allgemeine Schulgewohnheiten, sondern als Eigen-
heiten eines und desselben Meisters oder wenigstens eines engstgezogenen
Werkstattkreises, eben Friedrich Pachers, ansehen müssen. Eines freilich
wird man nicht verkennen, daß die Flügelbilder des ehemaligen Peter- und
Paulsaltars in Tiberias noch wenig von jener relativen Freiheit der Figuren
im Raum und in der Landschaft und von jenen klaren, abwägenden Kom-
positionsgesetzen des St. Wolfgangsaltars verraten. Die Szenen sind häufig
noch altertümlich gedrängt, die Gestalten zu groß. Am meisten wird man
noch an die Bilder der Wolfgangslegende, etwa an die Predigt des Heiligen
erinnert. Dazu scheint nun noch, soweit wir uns auf die Photographien ver-
lassen dürfen, eine wesentlich härtere Zeichnung und knochigere Model-
lierung zu kommen. All dies erklärt sich ohne weiteres durch die frühere
Entstehungszeit des Peter- und Paulsaltars.
Diese Beobachtung heißt uns auf den St. Katharinenaltar in Neustift bei
Brixen zurückblicken, der für die Frühzeit Friedrich Pachers am ehesten
in Frage zu ziehen ist (Abb. x8-22). Nach Hans Semper und entgegen