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Vischer in Nürnberg an die Seite gesetzt werden, weit und breit berühmt", i:
läßt sich nicht erweisen, es müßte denn sein, daß man eben den Brunnen in
St. Wolfgang als einen in der Tat glänzenden Beleg herangezogen hätte,
denn weitere Werke des Meisters sind bisher nicht bekannt geworden.
Gerade im Hinblick auf dieses einzige sicher nachweisbare Werk Rän-
nachers scheint nun dessen Ruhm noch mehr erblassen zu sollen, denn der
Brunnen zeigt noch eine weitere Künstlerinschrift, die bisher völlig übersehen
wurde. An der Abdachung jedes der zehn kleinen Strebepfeiler-am Fuße des
Brunnens fand ich säuberlich und tief eingraviert je einen zirka x'5 Zentimeter
großen Buchstaben in Antiqua. Hat man diese einmal erkannt, so sind sie
unschwer und deutlich zu lesen. In der schreibegewohnten Weise von links
nach rechts folgen sich: c
IrgendeineLösung er- H i L V M R B T B P
scheint in dieser natür-
lichen Reihenfolge ausgeschlossen, glatt aber ergibt sie sich, wenn man bei
dem Strebepfeilerchen über den kämpfenden Hähnen beginnend, rückwärts
liest, mit dem Namen: PETER MVLICI-I. ""
Wer war dieser Peter Mülich, der sich hier, sagen wir einmal heimlich
in das Werk eingeschlichen hat, und was gab dem Schalk Veranlassung
zu diesem Spitzbubenstreich? Denn daß er nicht im Einverständnis mit
Meister Lienhart seinen Namen verewigte, erhellt wohl aus dem ganzen
Versteckspiel der Inschrift.
Der Name Peter Mülich wird am Ende des XV. und in der ersten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts mehrfach in Urkunden genannt. "w Unter andern
erscheint ein Rotschmied Peter Mülich am 30. Januar 1488 in Nürnberg
in einer Erbschaftsregelung gelegentlich des Todes der ersten Frau des
älteren Hermann Vischer, namens Felicitas, aus der erhellt, daß dieser
Peter Mülich Martha, die Schwester des großen Peter Vischer, geheiratet
hatte. Diese Martha Mülich starb im Jahre I 522. Am 4. Oktober des darauf-
folgenden Jahres wurde ein Peter Mülich von Nürnberg von Herzog Johann
' Erhard, a. a. O. S. 85.
"' Während der Drucklegung des Aufsatzes finde ich in dem soeben erschienenen Aufsatz von K. F.
Leonhardt und Helmut Bossen: Studien zur Hnusbuchmeisterfrage in der Zeitschrift für bildende Kunst,
Band 47 (1912), Seite a4g, gleichfalls den Hinweis auf diese zweite Signatur des Brunnens. Die Verfasser lesen
gleichfalls richtig: rinnncher.
"n Über die Rotschmiedfamilie Mlilich, vor allem über Peter Miilich, ihr Verwandtschaftsverhältnis zu
Peter Vischer und die Tätigkeit des hier in Frage stehenden Peter Millich des jüngeren vergleiche nun:
Essenwein, Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom Germanischen Museum, 187a, Seite 67,
und Tafel CXIIIVCXV. - G. W. K. Lochner, Arnold Mag und seine Söhne, Peter Vischers Schwiegertöchter
im „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit" XX (1873), Seite 1:7 E. Dazu Essenwein, Peter Millich,
Stückgießer in Niimberg. Ebenda Seite 222. -- G. W. K. Lochner, Des johann Neudörfers Nachrichten von
Künstlern und Werkleuten Nürnbergs in Eitelbergers „Quellenschriften fdr Kunstgeschichte" X (1875).
Seite a3 ff. - R. Bergnu, Die Stiickgießer Millich im „Korrespondent von und für Deutschland, 77. Jahrgang
(1881), Nr. 51. Derselbe Aufsatz wörtlich abgedruckt in „Die Wnrtburg", Organ des Münchener Altertums-
vereins IX (1882), Seite g. und mit geringen Abänderungen in der „Allgemeinen deutschen Biographie" 20H!
(1885), Seite 490. - G. Seeger, Peter Vischer der jüngere, 1897, Seite 141. - C. Gurlitt, Die Kunst unter
Kurfürst Friedrich dem Weisen, 1597, Seite 58. - R. Bruck, Friedrich der Weise als Förderer der Kunst, 1903,
Seite 97 und 276. - Luer-Creutz, Geschichte der Metallkunst, l (1904), Seite 445, stützt sich auf R. Berggu, _
Harnpe, Nürnberger Ratsverlässe, I (1904), Nr. 2523 und 3497.