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ihnen annehmen, den ich mir auf folgende Weise erkläre: Es ist begreiflich,
daß der Minister Brühl, der seit 173g Oberdirektor der Meißner Fabrik war,
für eine möglichst wirkungsvolle Ausführung des seinem Fürsten sehr am
Herzen liegenden Geschenkes nach Wien besorgt war. So hat er wohl, als
ihm die frühere einfache Vergoldung nicht gefallen hatte, verlangt, daß man
ihm Versuche einer reicheren Ausstattung probeweise zuschicke. Daraufhin
wurden ihm in Dresden vier Apostel vorgelegt, von denen zwei nur in den
Sockeln, die beiden andern
auch in den Figuren reichere
Verzierungen zeigten. Diese
Porzellane, zu denen sich der
Minister nach einem 1738 auf
Bestellung vom Dresdner Hof
von Kaendler geschaffenen
Modell noch die Madonna
hatte anfertigen lassen, sind
später mit der Hinterlassen-
schaft des Ministers nach
Schloß Pförten gekommen.
Brühl hat sich in bezug auf
die Bemalung der Versuchs-
Stücke für die erstere, ein-
fachere Art entschieden, denn
so sind die Kaendlerschen
Apostel nach Wien geliefert
worden. Das von Friedrich
August II. 173g und 1740 seiner
Schwiegermutter übersandte
kostbare und eigenartige Ge-
schenk eines Altarschmuckes
aus Meißner Porzellan, dem
diese Zeilen gewidmet sind,
erweist sich zumeist als ein
aus der Hand Kaendlers, des bedeutendsten Porzellanplastikers, hervor-
gegangenes Barockwerk und kennzeichnet recht deutlich ebenso dessen
erstaunliche Beherrschung der menschlichen Figur und der omamentalen
Behandlung der Geschirre wie die des in dieser Beziehung besonders spröden
Materials. Es ist vortrefflich geeignet, Zeugnis abzulegen, von der hohen
künstlerischen und technischen Leistungsfähigkeit, deren sich damals Meißen,
die älteste Porzellanfabrik Europas, zu erfreuen hatte.
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Da die vereinzelt in den Sammlungen vorkommenden Apostel aus
Meißner Porzellan zum weitaus größten Teil auf die für Wien angefertigten