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DAS PORZELLAN IM ZIMMER AUS DEM
DUBSKYSCHEN PALAIS S0 VON JOSEF FOL-
NESICS-WIEN 50'
"f, N dem Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky
_ in Brünn haben wir die umfangreichste und woh!
b auch bedeutendste Leistung aus der Frühzeit der
Wiener Porzellanfabrik vor unsf" Der typische
Dekor der Wiener Fabrik, die charakteristischen
Wiener Chinoiserien, für die wir beispielsweise
die hier abgebildete Kanne (Abb. 20) rnit dem
Tigerhenkel anführen, und die ebenso bezeichnen-
den, in Meißen wesentlich anders ausgeführten
Blumen, endlich der allerdings spärlich zur An-
wendung gekommene Wiener Spätbarockdekor reden eine so deutliche
Sprache und zeigen eine so genaue Übereinstimmung mit dem Dekor vieler
anderer Wiener Porzellane aus der Periode Du Paquier, daß eine andere
Zuweisung ausgeschlossen ist. Es war ein Glück für den kühnen Gründer
der Wiener Fabrik, dessen Unter-
nehmungslust an Waghalsigkeit
grenzte, daß der österreichische
und ungarische Hochadel sich vom
Anfang an für Du Paquier und sein
Porzellan interessierte. '"' Denn nir-
gends hatte das europäische Por-
zellan des XVIII. Jahrhunderts so
wenig den Charakter einer höii-
schen Kunst als in Wien. Mit jenem
leidenschaftlichen Interesse, das
verschiedene deutsche Souveräne
der von ihnen ins Leben gerufenen
Porzellanindustrie entgegenbrachten, konn-
te Du Paquier nicht rechnen. Er begann
seine Fabrikation ohne materielle Unter-
stützung von seiten des Staates, und die
Teilnahme, die der Hof seinen Erzeug-
nissen entgegenbrachte, blieb in ruhigen,
gemessenen Grenzen. Das Porzellan galt
infolge seiner Kostspieligkeit und Gebrech-
"' julius Leisching: Das Porzellanzimmer im Graf
Dubskyschen Palast zu Brünn, S. x 5. - W. Braun in „Kunst
und Kunsthandwerk", VII, S. 204 6., und Fclnesics-Brsun,
Abb. 20. Kaffeekanne der Du Paquier-Zeit „Geschichte der Wiener Pnrzellanmanufaktur", S. x6 E.
mit bumen Chinoisßrien (Sammlung 1195 h" Beweise für solches Interesse finden wir in dem
Österr. Museums) genannten Rorzellanwerk S. 5 ff.