Siedelung, die als abgeschlossene Erholungsstätte und zum beschaulichen Aufenthalt ihrer
Bewohner dienen sollte. Der Architekt sagt selbst im Vorwort, das er der Veröffentlichung
über diese großzügige Arbeit vorausschickte, er habe nicht versucht, diese Siedelung durch
das Experimentieren mit neuen Formen interessant zu machen. Er fand, daß praktische
Brauchbarkeit, Wohlfeilheit und Einfachheit die besten Eigenschaften eines Kleinwohn-
hauses seien. Die Herstellungskosten der Wohnungen betrugen von 3800 bis 10.000 Mark
ohne Straßenbau und Nebenkosten; dabei wurden je drei bis sechs Räume pro Wohnung
geschaffen, mit zentraler Heizung und Lüftung, Bad und einer Gartenanlage. Begonnen
wurde rgog, doch rechnet man mit einer Gesamtbauzeit von 20 jahren. r Million Mark
Baukapital, ein Baugelände von 50 Hektar und ein anschließender Wald von 5o Hektar
stehen zur Verfügung. Es sollen 16.000 Menschen in der zu erbauenden kleinen Stadt Platz
finden, von denen die Werkangehörigen der Firma Krupp einen angemessenen Teil
(derzeit 45 Prozent) bilden sollen.
Aus dem Gesagten erhellt, daß die Veröffentlichung über dieses schöne Unternehmen,
welche die Verlagsfirma Alex. Koch, Darmstadt, in geschmackvoller und gründlicher
Weise herausgab, ein eminentes Interesse schon vorn Standpunkte der Frage des
Siedlungswesens und des Kleinwohnhausbaues besitzt. Die Persönlichkeit Metzendorfs
gab der Lösung dieser Aufgabe ein künstlerisches Gepräge, das diese zu einer interes-
santen und wertvollen Leistung erhebt. Überall klingen volkstümliche Bauweisen an,
die abwechslungsreich und wirkungsvoll auftreten, ohne eine stark vertretende persönliche
Färbung zu verraten.
Eine gute Schulung im modernen Sinn der Materialgerechtheit und konstruktiven
Ehrlichkeit verbindet sich mit tüchtigem Verständnis für die Überlieferung aus dem Ende
des XVIII. und dem Beginn des XIX. Jahrhunderts, die gründlich verarbeitet erscheint.
Ein großer Teil der Innenräume (insbesondere für junge Ehepaare) konnte in dem-
selben biederen und einfachen Sinn gestaltet werden. Man kann dieser Publikation eine '
wertvolle und wohltätige Wirkung voraussagen. Hartwig Fischel
ERKE DER VOLKSKÜNST." Der Direktor des k. k. Museums für Öster-
reichische Volkskunde, Regierungsrat Dr. M. Haberlandt hat" mit Unterstützung des
k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht als wissenschaftliches Organ der von ihm
gegründeten und ausgestalteten Sammlung eine Zeitschrift herausgegeben. welche mit dem
Apparat einer vornehmen modernen Kunstzeitschrift der Volkskunde gerecht wird.
Kein Staat Europas vermag so mannigfaltige und interessante Äußerungen volks-
tümlichen Kunsttriebes dem Genuß und dem Studium zu bieten wie Österreich. Das bunte
nationale Mosaik seiner Bevölkerung, die gegen den Orient vorgeschobene geographische
Lage schufen das reichste und eigentümlichste Bild von der Wechselwirkung kultureller
Strömungen in Verbindung mit starken künstlerischen Neigungen und Fähigkeiten.
Direktor Haberlandt hat bei der Aufsammlung der Objekte, bei ihrer Bearbeitung in
seinem prächtigen Werk über die österreichische Volkskunst die wichtigste Vorarbeit ge-
leistet, die zu einem Festhalten der bedeutenden Anregungswerte nötig war.
Mit dem Museum ist die wertvollste breiteste Basis geschaffen worden, auf welcher
das Studium in künstlerischer und wissenschaftlicher Hinsicht fußen kann.
Mit seiner beschreibenden Übersicht und seiner analytischen Gliederung im Volks-
kunstwerke ist die beste Vorbereitung für die weitere gründliche Detailarbeit gegeben.
Nun schafft das neugegründete, groß angelegte Organ mit seinen Lichtdrucktafeln
und dem illustrierten Text den vortrefflichen Spielraum für den weiteren Ausbau des
Studiums. Schon das erste Heft bringt unter anderem von Dr. Haberlandt eine Mono-
graphie über einen Bildhaueramateur aus dem Alpenvolke, von Professor Dr. Strzygowski
eine sehr breit angelegte analytische Untersuchung über den Einfluß asiatischer Tradi-
tionen auf die Entstehung einer armenischen Stickerei aus der Bukowina und von
' Kunst- und Verlagsanstalt j. Löwy, Wien.