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EISERNE GU__SSPLATTEN PUR KAMINE
UND STUBENOFEN DER SPATGOTIK UND
RENAISSANCESIP VON ALFRED WALCHER
VON MOLTHEIN-WIEN 50'
A. ALLGEMEINES. PLATTEN BIS ZUR MITTE DES XVI. JAHR-
HUNDERTS.
ER Eisenguß in größerem Umfang hebt erst mit dem
I-Ierabgehen der Eisenwerke in die Täler an.
Früher ist kaum Eisen in größerer Menge gegossen
worden, da im Gebirge in den offenen Herdfeuern
oder in den damals niedrigen Schachtöfen eine
größere Metallmasse längere Zeit nicht Hüssig ge-
halten werden konnte und hohe Temperaturen
mangels des notwendigen Gebläsewindes nicht zu
erreichen waren. Dieser Zug in die Täler und die
Ausnutzung der Wasserkraft zur Bewegung von
Blasebälgen vollzog sich gewiß in den deutschen
Ländern nicht überall gleichzeitig. Für Steiermark beispielsweise, wo die
Eisenerze am frühesten als Regal behandelt wurden, wird der Beginn der
Talarbeit für das XIII. Jahrhundert angenommen.
Die Eisenschmelzer zogen vom Präbüchel, wo heute noch am Stein-
haus und beim Grabenbauer Spuren alter Waldschmieden vorhanden sind,
nach dem Tale, und so entstand Vordernberg, der Ort „vor dem Berge",
nämlich vor dem Erzberge von Präbüchel, während das Revier jenseits des
Erzberges „Innerberg" hieß und die Gründung der Bergstadt Eisenerz zur
Folge hatte. Die Namensendung vieler Betriebsorte auf „thal" hängt mit
diesem Umschwung im Betriebe, mit dem Verlassen der Höhen und dem
I-Iinabgehen in das Tal zusammen."
Um das Jahr r4oo treten an Stelle der Steinkugeln gegossene Kugeln.
Freiburg im Breisgau erhielt 1415 größere Bestellungen auf Eisenkugeln,
und 1445 gießt Siegen dreißig eiserne Geschütze und zu jedem derselben
zwei Kammern. Das Verdrängen der aus heiß zusammengefügten Stäben
hergestellten und durch geschmiedete Ringe verstärkten Geschütze durch
solche aus Gußeisen erfolgt in der Mitte des XV. Jahrhunderts. Es muß zu
dieser Zeit die Anwendung der Wasserkraft zur Erzeugung des Gebläse-
Windes schon im großen Maßstäbe betrieben worden sein, wenn derartige
gewaltige Stücke, zu deren Herstellung hohe Schmelztemperaturen notwendig
waren, die Gußhütte verlassen konnten.
Nicht viel später als die Erzeugung solcher Gußstücke für kriegerische
Zwecke beginnt jene von gegossenen Eisenplatten zur Herstellung ganzer
Öfen oder zur einzelnen Verwendung als Rückenblatt (contre-feu) in den
' Dr. Ludwig Beck, „Geschichte des Eisens", Braunschweig 1884 bis 1895, Verlag Vieweg und Sohn.
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