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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 10)

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EINE ALT-WIENER FIGUR IN BRÜNNER 
PRIYATBESITZ 50' VON JULIUS LEISCHING- 
BRUNNSW 
INE kürzlich im Brünner Privatbesitz aufgetauchte 
Alt-Wiener Porzellanfigur verdient besondere Be- 
achtung, weil sie mit einem bisher nie gesehenen 
Modell bekannt macht. 
Es ist der hier abgebildete Herr mit dem Pelz. 
Er steht auf felsigem Grund an einen Steinblock 
gelehnt. Man sieht nur seinen gut modellierten und 
feinbemalten Kopf, rosige Wangen zum gepuderten 
Haar, dessen Zopf in einer schwarzen Bandmasche 
endet; auf den Kopf ist, zum linken Ohr geneigt, ein 
schwarzer Dreispitz gestülpt. Die Kniestrümpfe sind weiß, die Schnallen- 
schuhe schwarz. 
Die ganze übrige Gestalt ist durch einen mächtigen Pelz verhüllt, den 
sein Träger nur über die Schultern gelegt hat und vorn durch die unsicht- 
baren Hände zusammenhält, während die zottigen Ärmel lange herunter- 
hängen. So scheint der Kavalier eben aus dem heißen Ballsaal in den 
Garten herausgetreten zu sein. 
Der obere Teil des Felssockels ist grasgrün, der Steinblock, an den der 
Herr sich lehnt, ochsenblutrot. Der untere Rand des Sockels blieb weiß und 
ist nur durch einen Goldsaum und von ihm aufsteigende kleine Goldranken 
verziert. 
So wird die ganze Erscheinung durch den blaßgelblichen, grau und 
braun gesprenkelten Ton des auch in seiner Modellierung sehr fein gekenn- 
zeichneten Pelzes beherrscht, womit die rosige Haut des Gesichtes und das 
graue Haar ungemein glücklich zusammenstimmen. 
Die Gesamthöhe beträgt 210 Millimeter, der Sockeldurchmesser 65 zu 
75 Millimeter. 
Sockel und Steinblock sind hohl und tragen auf der Innenseite den 
blauen Bindenschild und daneben, farblos eingepreßt, ein S. 
Einzelne Brandrisse sind keine wesentliche Beeinträchtigung des vor- 
züglichen Gesamteindruckes, der an die verwandte, allerdings viel belebtere 
Gestalt des „Kavaliers mit der Reitpeitsche" bei Dr. Darmstädter in Berlin 
erinnert. Beide haben dieselbe Sockel- und Felsbildung. 
Zu der einzigen, bisher bekannten Ausformung des „Kavaliers im Pelz" 
bei Herrn Rudolf Stein in Brünn gibt es nun ein Gegenstück: die „Dame mit 
dem Muff" bei Herrn Dr. Rosenfeld in Berlin, durch dessen freundliches 
Entgegenkommen es mir ermöglicht war, beide miteinander zu vergleichen. 
Auch die „Dame mit dem Muff" lehnt an einem ganz ähnlich geformten 
Felsblock, der, im Gegensinne zu der andern Figur, an ihrer Rechten steht. 
Sie trägt über dem hellgelben Unterkleid einen Purpurmantel mit braunem 

	        
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