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Schlichtheit so weit von der Großrnannssucht der Epoche des volkswirt-
schaftlichen Aufschwungs entfernt sind. Ließ man einzelne Erscheinungen der
Malerei jener Tage auch gelten, so ist doch der bedeutendste Vertreter der
Romantik in Österreich, Führich, in seinen späteren Tagen wie ein Fremdling
behandelt worden, und Waldmüller mußte erst wieder entdeckt werden.
Knapp vor der jahrhun-
dertwende lenkte erst eine
Veranstaltung des Öster-
reichischen Museums, die
Wiener Kongreßausstel-
lung(18g6"'),Aufmerksam-
keit und Sammeleifer wei-
ter Kreise wieder auf die
Überlieferungen jenerZeit;
nicht minder die Schu-
bert-Ausstellung (1897)
und dann die Miniaturen-
Ausstellung (1905), wel-
che so überraschende
Erkenntnisse über die
Leistungsfähigkeit Öster-
reichs auf diesem Gebiete
des künstlerischen Schaf-
fens vermittelt hat?" Noch
vor 25 Jahren stand das
Wiener Porzellan der Sor-
genthalschen Epoche tief
im Preise, Alt-Wiener Sil-
ber wurde um den Metall-
wert abgegeben. Im Jahre
187g erzielte die früheste
Miniatur Fügers nur einen
Preis von 25 Gulden, und
andere seiner Kleinbild-
nisse wurden in Partien,
das Stück zu einem Gul-
den, verlizitiert. Alte feuer-
vergoldete Bronzen und ganze Zimmereinrichtungen wurden zu Preisen
verschleudert, welche man heute_für einen schlichten Papier- oder Nähkorb
im Biedermeierstil bezahlt. Die Schätzung kunsthandwerklicher Dinge und
von Bildern aus der Franziszeischen Epoche hat sich also gehoben, ja es
"' Vgl. Katalog dieser Ausstellung (5 Auflagen) mit Einleitung von E. Guglia und E. Leisching; sowie:
E. Leisching, Der Wiener Kongreß, Kulturgeschichte, die bildenden Künste und das Kunstgewerbe etc. in der Zeit
von xBoo bis 1825 (Wien, Anaria 1898).
"' Vgl. E. Leisching, Die Bildnisminiatur in Österreich von 1750 bis 1850 (Wien, Anaria xgo7).
Ehemaliges Palais Liechtenstein in der l-Xerrengasse in Wien, von Josef
Hardtmuth