AUSSTELLUNG OSTERREICHISCHEN
KUNST- UND EXPORTGLASES IM OSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie VON HARTWIG
FISCHEL-WIEN Sß
AS böhmische Glas gehört seit mehr als zwei ]ahr-
hunderten zu den geschätzten, weitverbreiteten und
mitunter auch sehr hoch gewerteten Erzeugnissen
des Vaterländischen Gewerbes. Insbesondere die
Hohlglaserzeugung ist auf eine erhebliche Stufe der
Exportfähigkeit einerseits und der künstlerischen
Qualität andrerseits gebracht worden, so daß sie
oft in der Entwicklung der heimischen Kunst-
gewerbe einen breiten Platz eingenommen hat.
Bei den großen Weltausstellungen hat das Glas
stets eine für Österreich ehrenvolle, manchmal
eine führende Rolle gespielt. Eine alte Eigentümlichkeit der Herstellungs-
weise und der Raffinierung ist aber trotz der industriellen Entwicklung
diesen Erzeugnissen erhalten geblieben, die Stückarbeit und die Heimarbeit,
die Einflußnahme von Kleinmeistern, von welchen die Arbeitskräfte und
die Heimarbeiter direkt abhängen.
Diese zahlreichen kleinen und großen Betriebe mit ihren mannigfaltigen
Ausläufern stehen nun zumeist still. Der Weltkrieg hat mit vielen andern
tiefgreifenden Störungen auch die Unterbrechung der Glaserzeugung der
Hütten verursacht. Die Zentralstellen des Vertriebes, der Bestellungen, der
Impulse für die zahlreichen Glasarbeiter sind nicht in der Lage, das unter-
brochene Leben allein warm zu erhalten.
Nun hat der Verband der nordböhmischen Glasindustriellen in I-Iaida-
Steinschönau zu einer Hilfsaktion Anregung gegeben, zu deren Durch-
führung der Minister für öffentliche Arbeiten Dr. Ottokar Trnka das Öster-
reichische Museum beauftragte. Es wurde eine Ausstellung unter Mitwirkung
der meisten Betriebe des genannten Bezirkes und anderer hervorragender
österreichischer Glasfirrnen veranstaltet, welche den gegenwärtigen Hoch-
stand der Glaserzeugung abspiegelt. Ministerialrat Haas vom Arbeits-
ministerium, der Direktor des Österreichischen Museums und der Fachschul-
direktor Strehblow in Haida haben in Verbindung mit den nordböhmischen und
Wiener Industriellen eine bedeutungsvolle Glasschau geschaffen. Damit soll
der Öffentlichkeit die Leistungsfähigkeit Österreichs auf diesem ausgedehnten
Gebiet eindringlich und überzeugend vorgeführt werden, auf daß abgerissene
Fäden wieder angeknüpft, neue Verbindungen geschaffen und so die vor-
bereitenden Handlungen ermöglicht werden, die einem künftigen und allseits
erhofften wirtschaftlichen Aufschwung zur Förderung nötig und dienlich sind.
Dieser leitende Gesichtspunkt ergab der Materie gegenüber eine
Stellungnahme, welche näher zu erklären ist. Vom Standpunkte strenger
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