Urteil bilden kann. Hier wie überall ist das Kennzeichen der deutschen Art zu erkennen.
der entschlossene Ernst, die zähe Tüchtigkeit, die dem äußerlichen holden Scheine nichts
von ihren geistigen Idealen opfert. Hart wie der Kampf, aus dem diese Kunst geboren,
ist auch ihr Ringen um künstlerische Gestaltung.
Zunächst handelt es sich auch hier um eine ganze Bildnisgalerie jener berühmten
Heerführer, deren Namen heute jedem Kind geläufig sind. Man will in ihren Zügen lesen,
sie besitzen. Da ist Hindenburg und Mackensen, der deutsche Kronprinz und Prinz
Ruprecht von Bayern, die Seehelden Weddigen und Graf Spee, Linsingen und Gallwitz,
Falkenhayn und Graf Häseler und viele andere. Die Größe dieser Bildnismünzen - 95 bis
105 Millimeter - kommt der Ähnlichkeitsdarstellung zugute. Sie ist wuchtig wie die
Persönlichkeit, der sie gilt. Eine Salonkunst ist es nicht. Die sichtlich angestrebte Monu-
mentalität ist in einigen mit gutem Erfolg erreicht und wird durch den Ton des kräftigen
Erzgusses unterstützt.
Indessen mühten sich die Künstler, über das Bildnis hinaus, auch durch die Gestaltung
der Rückseite etwas zu sagen. So etwa Rudolf Küchler auf der Mackensen-Münze durch
die Fackel und Schwert schwingende Kriegsfurie, deren rasendes Pferd über Flammen
und Leichen setzt und in dieser unaufhaltsamen Gewalt den siegreichen Durchbruch vom
Mai 1915 verkörpert. Von Küchler stammt auch das Bildnis der deutschen Kronprinzessin;
die Rückseite der Münze zeigt eine junge Mutter mit ihren fünf Kindern, die mit der
Umschrift „Gottes Segen des deutschen Volkes Stärke" eine verständliche Mahnung
bedeuten.
Georg Morin zeigt auf der Bülow-Münze in Erinnerung an die Schlacht bei St. Quentin
vom 28. August 19:4 den deutschen Aar, dessen Krallen den britischen Löwen seewärts
treiben, und auf der Litzmann-Münze, deren Bildnis gleicherweise fein durchgearbeitet
ist wie jene Bülows, zum Gedächtnis an den Durchbruch der Garde bei Brzeziny den alt-
testamentlichen Helden Simson, der die Philister mit einer Eselskinnbacke niederschlägt.
Von Martin Schauß stammt die Münze auf General Litzmann anläßlich desselben
Sieges, durch einen jugendlichen Ritter verkörpert, der breitspurig hingepflanzt die Meute
der russischen Wölfe abwehrt.
Auf der Mackensen-Münze Artur Löwenthals bindet Siegfried als Held der Masuren-
schlacht den russischen Bären. Auf der „Dem großen Lehrer aller kriegerischen Kraft
und jugend" gewidmeten Schaumünze des Feldmarschalls Grafen Häseler läßt derselbe
Künstler den Achill durch Chiron im Bogenschießen unterweisen.
Den jugendlich ernsten Kopf Otto Weddigens, der so fest dem sicheren Schicksal
ins Auge blickt, hat Hugo Bendorff modelliert, auf der Rückseite mit der schwebenden
Gestalt der Seele, die in der aufgehenden Morgensonne zum Himmel aufsteigt.
Friedrich Schenkel hat sich des ahnungsvollen Spruches von Geibel aus dem
Jahre 185g erinnert, der nie zeitgemäßer war wie eben jetzt: „Wenn verbündet Ost und
West Wider dich zum Schwerte fassen, Wisse, daß dich Gott nicht läßt, So du dich nicht
selbst verlassen." Schenkel verkörpert die Unüberwindbarkeit begründeten Selbstgefühls
durch den Recken Siegfried, der mächtig ausholend die Schar der ringsum lauernden
Feinde mit dem Schilde erschlägt.
Auch den meisten anderen Kriegsgedenkmünzen sind wenigstens in der bildlichen
Wiedergabe ihrer Veröffentlichung erläuternde Sinnsprüche beigegeben, die bei der
schwierigen und nicht immer gelösten Aufgabe der Schrift auf den Münzen selbst nicht
Platz fanden. Je mehr der deutsche Münzbildner sich von dem rein malerischen Stile der
französischen Schule abgewendet hat, umso wichtiger wird die richtige Größe und Aus-
teilung der Schrift, ebenso wichtig wie die dem Flachbild gezogenen Grenzen und die vor
allem schwierige Verteilung der Massen im runden Rahmen.
Auf einer Reihe anderer Arbeiten ist der nicht minder schwierige Versuch gemacht.
alle Mythologie und Allegorie beiseite zu lassen und das Todeswerkzeug der Gegenwart
in seiner ungekünstelten Grausamkeit zu zeigen, Kanonen, Schützengraben und Bajonett-