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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

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Abb. 2x. Reichsadlerglas. datiert 1532, Stutt- 
gart (Vaterländisches Museum) 
indirekt verwandt, im k. k. Österreichischen 
Museum (1679) sowie in Schwerin (Inv. 
Nr. 46). Die gewöhnlich mit zwei, bis- 
weilen auch mit drei Stegen versehene 
Krone dieser Adler ist meist rot gefüttert 
und mit weißen Schmelzperlchen besetzt. 
An der Rückseite in der Regel: Paurn 
(PAVREN), BIERGER („Birger", aber 
auch das herkömmliche „Birg"). An dem 
Bande des blauen Apfels eine Wellenlinie 
mit abwechselnd oben und unten abzwei- 
gender Volute. Mit Rücksicht auf die mut- 
maßliche sächsische Provenienz wäre hier 
das Rankenornament später Hallorengläser 
zu vergleichen. Die Beine sind meist so 
gezeichnet, daß die Abschnürungen nicht 
als I-Iorizontalteilungen durchgehen, son- 
dern nur im Profil als Kerben sichtbar 
werden; auch beidseitige Kerbung kommt 
vor. Die Schultern nicht glatt konturiert, 
sondern mit gesträubten Federn besetzt. 
Auffallend ist besonders die Gleichartigkeit 
in der Behandlung des Geiieders am Körper 
des Vogels bei den genannten Gläsern von 
1632 und 1672, zwischen deren Entstehung 
also ein Zeitraum von 40 Jahren liegt. 
In der Sammlung E. Habich war ein 
1623 datiertes Reichsadlerglas, von dem 
nach Angabe des Katalogs (Cassel 1901) 
in einer alten Familienchronik zu lesen 
ist: „Im Jahre 1627 schenkte der römisch 
deutsche Kaiser Ferdinand II. zu seiner 
Krönung der Familie von Münchhausen 
den emaillierten Pokal mit Reichsadler, 
damit bei einer jeden Kaiserkrönung die 
Familie von Münchhausen aus dem Pokal trinken solle. Als der letzte 
deutsche Kaiser abdankte, übergab ein Herr von Münchhausen seinem Sohn 
den Pokal mit den Worten, er solle denselben fortstellen und warten, bis 
wieder ein deutscher Kaiser gewählt würde und dann denselben aus dem 
Pokal trinken lassen. Als im Jahre 1871 Kaiser Wilhelm I. gekrönt war, 
sandte ein Herr von Münchhausen genannten Pokal nach Berlin, um Kaiser 
Wilhelm aus demselben trinken zu lassen. Kaiser Wilhelm I. freute sich 
sehr, das alte Stück zu sehen, und schrieb einen Brief an die Familie von 
Münchhausen (welcher Brief noch vorhanden ist): er wünsche, daß das
	        
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