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allgemeiner und dauernder Geltung. Man hat beides wohl auch in einen
grundsätzlichen Gegensatz gebracht; ich glaube mit Unrecht.
Man muß da für die richtige Denkmalwirkung und damit richtige Denk-
malwahl außer landschaftlicher und baulicher Umgebung eben noch eine
Hauptsache bedenken, das ist der Mensch, dem das Denkmal zu einem Mal
werden soll, das sein Gefühl pietätvollen Gedenkens auszulösen imstande ist.
Hier kommt vor allem für weite Kreise namentlich der ländlichen Bevölkerung
die Unlöslichkeit des Gedankens an den Tod von religiösen Vorstellungen
Seitenraurn der Ausstellung "Kriegergrab und Kriegerdenkmal" im Österreichischen Museum für Kunst
Industrie in Wien
in Betracht. Diese Einheit wird aber in der Regel nur durch Anwendung
von überlieferten Formen oder Verbindung des Denkmals mit bestehenden
Kultgegenständen erreichbar. Auch das ist zu bedenken, daß, je enger und
entlegener eines Menschen Umwelt ist, je weniger das Leben der Gegenwart
von dem der Vergangenheit sich unterscheidet, desto mehr wird als das
Vaterländische das engere Heimatliche empfunden, das an seinem über-
kommenen, alten Formenausdruck als solches erkannt wird. In abgelegenen
Gegenden Tirols und Bayerns kann man geradezu von einer noch lebendigen
Fortdauer der Barocke sprechen, die an jene frühere der Gotik im österreichi-
schen Donaulande erinnert. Dem feinsinnigen Künstler werden auch bei der