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Gruppe X. Kurzwaaren.
Stellung zugelassen werden durfte, statt dessen waren die verschieden
artigsten Gegenstände meist österreichischer Handelsfirmen zusammen
geworfen. Statt des Eindrucks eines grossen Weihnachtstisches, den
man doch wohl durch die Aufstellung des grossen geschmückten Tan
nenbaumes erreichen wollte, an dem sich Jung und Alt hätte erfreuen
können, erhielt das beobachtende Auge eher den Eindruck der Leere
und Zerrissenheit. Man darf die Oesterreicher freilich nicht zu strenge
hierin richten. In Deutschland ist das Weihnachtsfest das grösste Fest,
wo jeder Einzelne darin aufgeht, seine Umgebung durch Geschenke zu
erfreuen, und sich bemüht, seine Gaben so reizend und überraschend
als möglich zu entfalten; weniger ist das in Oesterreich der Fall. Des
halb mag es auch den Deutschen leichter werden, einen festlichen
Weihnachtstisch zu arrangiren, als irgend einer anderen Nation.
Demungeachtet fand sich in diesem Pavillon eine interessante
Sammlung von belehrenden Spielen, die meist für Kindergärten be
stimmt waren. Als solche wurden sie zwar zur Beurtheilung ihres
pädagogischen Werthes einer Specialjury zugewiesen, vom technischen
Standpunkte aus müssen wir aber bedauern, dass es nur theilweise
tadelfreie Arbeiten gewesen sind. Ueberhaupt wird leider dem beleh
renden Spielzeug von Fabrikanten, denen die Mittel zu Gebot stehen,
dieselben gut zu fabriciren, noch nicht die ganze Aufmerksamkeit ge
schenkt. Dies liegt hauptsächlich in dem geringen peeuniären Erfolge,
den dieselben davon haben, und dem Unterschätzen von dessen Bedeu
tung Seitens des kaufenden Publicums. Ganz anders sieht es damit
in England aus, wo man durch dergleichen Sachen die Kinder prak
tisch zu bilden sucht. Indess freuen wir uns constatiren zu können,
dass diese Tendenz auch in Deutschland immer mehr Wurzel fasst,
und neuester Zeit viele belehrende Spiele von da nach England expor-
tirt werden. Dagegen muss sich in dieser Beziehung im heimischen
Consum noch Vieles ändern.
Zumeist sind es in Deutschland die Kindergärten, welche derar
tige Spiele suchen und anschaffen und zufrieden sind, wenn dieselben
nur dem Zwecke entsprechen, ob sie auch roh und geschmacklos her
gestellt sind. Diejenigen Kinder, die nicht in der Lage sind, in ihrer
frühesten Jugend Kindergärten zu besuchen, sind meist von dem Besitz
derartigen Spielzeugs ausgeschlossen, weil viele Eltern sich erst wenige
Tage vor dem Hauptfeste des Kindes, dem Weihnachtsfeste, die Zeit
nehmen, ihre Auswahl der Spielzeuge zu treffen. Der Verkäufer wird
in der kurzen Zeit überlaufen; er will sein Hauptgeschäft für das Jahr
machen , und ist froh, wenn er das Geforderte liefern kann; er hat
nicht die Zeit, selbst wenn er den Sinn und das Verständmss für der
artige Dinge hat, diese belehrenden und instructiven Gegenstände vor
zuführen und zu erläutern, und so bleiben sie oft als Ladenhüter lie-