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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

LISJ 
nicht fern sein, in der die internationale Kulturwelt sie diese Sünde wider 
den heiligen Geist wird fühlen lassen. Nichts ist schmählicher, als wenn die 
Wissenschaft, eigene oder verborgte, zum Schergen der Gewalt herab- 
gewürdigt wird, und trotz aller Umwertungen, welche die Zeit, in der wir 
leben, mit sich gebracht haben mag, wird der Satz, daß die Weltgeschichte 
das Weltgericht ist, nicht aus dem Bewußtsein der Menschheit verschwinden. 
Was aber sollen wir tun? Uns einmütig und geschlossen hinter unsere 
Regierenden und jene Männer stellen, welche uns auf dem Friedens- 
kongresse zu vertreten haben werden. Nicht nur ungerecht, auch unklug 
wäre es, der Regierung einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie die Italiener 
auf den Weg der Auseinandersetzung gewiesen hat; sie war nicht in der 
Lage, sich anders zu verhalten. Es gibt nur zwei Wege: den der Gewalt 
und den des Appells an die Welt und der Verhandlung. Daß wir der Gewalt 
nicht mit Gewalt begegnen können, ist die Schuld jener, welche Altösterreich 
zertrümmert und uns ganz wehrlos gemacht haben. Es bleibt also nur der 
zweite Weg übrig. Wir würden die Stellung unserer Vertreter schwächen, 
wenn wir Vorwürfe erheben wollten, die unbegründet sind. Stützen wir mit 
fester, klarer, die Welt überzeugender Darlegung des Sachverhaltes die- 
jenigen, welche unsere gerechte Sache zu führen haben werden. Wenn, wie 
wir hoffen und erwarten, Franz Klein sich an ihrer Spitze befinden wird, so 
haben wir einen starken Mann von hoher internationaler Geltung als Anwalt 
unseres Rechtes, der nicht nur als Jurist und Politiker, sondern auch als vor- 
nehmer, einsichtsvoller Kenner und Schätzer der Kunst alle jene, die nicht 
grundsätzlich bösen Willens sind, in Paris überzeugen wird, daß uns nicht 
genommen werden darf, was so ganz und gar zu unserem Wesen, unseren 
Lebensbedingungen und, um mit den Worten der italienischen Note zu 
sprechen, zu unserer Geschichte gehört wie diese Kunstschätze. 
Haben wir also Vertrauen, verzweifeln wir nicht, kämpfen wir mit den 
Waffen des Geistes im Namen der unveräußerlichen Rechte der Menschheit 
auf ihre höchsten Güter. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSP VON 
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50' 
LIMT-NACPILASS BEI NEBEHAY. Den Freunden und Vcrehrern Gustav 
Klimts bot die Schaustellung seines künstlerischen Nachlasses einen schmerzlichen 
Genuß. Die Schauräume Nebehays bargen einige Ölbilder, zumeist aus seiner letzten Zeit, 
viele Bleistiftstudien, wie sie der Künstler so verschwenderisch oft als Niederschriften 
momentaner Eindrücke und Einfälle hinwarf, endlich Ölstudien nach der Natur aus frühen 
Zeiten, die mit seiner späteren Entwicklung so wenig mehr gemeinsam haben. Dann waren 
einige Plastiken zu sehen, Frauenköpfe voll Phantastik und Materialreiz, ebensosehr ein 
Ausdruck seines malerischen Empfmdens wie seiner Mystik und seines Frauenkultus. 
Vitrinen bargen orientalisches Kunstgewerbe, primitive farbige Plastiken, die er- 
kennen ließen, woran der Künstler so sehr seine Freude hatte, daß er es um sich zu sehen 
wünschte.
	        
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