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bewahrten Gipsmodell und der Biskuitausführung insofern eine Abweichung
aufzuweisen, als hier die Schuhe der Prinzessin Friederike durch Sandalen
ersetzt sind, wie sie die Kronprinzessin trägt. Der Minister von Heinitz,
dessen Vermittlung der Künstler die ihm im Herbst 1794 gewährte Sitzung
der Prinzessinnen verdankte, hat ihn, wie Schadow in seinen Aufzeich-
nungen selbst erzählt, im Gegenteil von vornherein beauftragt, ein für die
verkleinerte Ausführung in Porzellanbiskuit brauchbares Modell zu schaffen.
Und wie sehr seine Arbeit im Sinne dieses Materials gedacht war, bezeugt
die ursprüngliche Absicht Schadows, der Kronprinzessin einen Blumenkorb
in die Hand zu geben, der dann zufolge der öffentlichen Kritik, die auf der
Akademieausstellung von 1795 an dem Originalgipsmodell geübt wurde, -
sicherlich zum Vorteil des Werkes - später wieder fallen gelassen wurde.
Es ist übrigens wenig wahrscheinlich, daß der Plan dieses Gruppenstand-
bildes den Künstler schon beschäftigt hat, als er unter dem Eindruck des
fürstlichen Schwesternpaares, dessen Schönheit vom Tage ihrer Ankunft an
ganz Berlin bezaubert hatte, die
Erlaubnis, sie porträtieren zu
dürfen, nachsuchte. Vielmehr
scheint seine Absicht hierbei
lediglich auf die Schaffung
zweier Bildnisbüsten gerichtet
gewesen zu sein, deren meister-
haftes Gelingen dann den Mi-
nister von Heinitz bewogen hat,
den Gedanken der Schwestern-
gruppe - zunächst nur für die
Biskuitausführung der Königli-
chen Porzellanmanufaktur - bei
dem Künstler anzuregen. Hören
wir, was Schadow selbst über
die Entstehungsgeschichte be-
richtetzi
„Der Staatsminister von
Heinitz erbat eine Sitzung für
seinen Modelleur; dieser erhielt
sogleich die schriftliche Ordre,
wo, wie und wann er sich zu
stellen habe, und daß man hoffe,
er werde etwas der nächsten
Ausstellung in der Akademie
Würdiges darbringen.
" Johann Gottfried Schadow, „Kunst-
Werke und Kunst-Ansichten", Berlin, Decker- Abb. xg. Königin Luise, Modell 1754, nach J. G. Schadow,
sche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, 184g, Berlin, 1803 (Keramische Sammlung der Berliner Porzellan-
Seixe 28. manufaktur)