der vorangegangenen Periode und die Kunst seiner Zeitgenossen schafft
Figuren mit bewegter aufgelockerter Silhouette, deren Gewänder in kleine
Licht- und Schatteniiächen aufgelöst sind. Diese Figuren haben, für sich
allein betrachtet, ihr Sonderdasein verloren, sie sind die untergeordneten
Glieder einer Gesamtkomposition, mit dieser dazu bestimmt, in rauschender
"Bewegung, mit ungeheurer dekorativer Schlagkraft die Interpreten einer
übersinnlichen Geistigkeit zu sein. Wir denken etwa an die ungefähr
gleichzeitig mit der Passauer Kanzel entstandene Kanzel der Wiener Peters-
kirche. Donner gibt nun der Figur ihre künstlerische Selbständigkeit
wieder. In seinen Werken unterstützt die Figur zwar auch den tektonischen
Gedanken, aber sie verliert dabei nicht ihren Eigenwert. Donner stellt
die Figur in einen geschlossenen Umriß; die geometrische Form des Um-
risses, das der Figur zugrunde liegende Linienschema, sind der tekto-
nischen Grundidee angepaßt, innerhalb des Schemas gestaltet aber der
Plastiker frei nach statuarischen Gesetzen. So komponiert Donner die
Martins-Gruppe des einstigen Preßburger Hochaltars streng in die Spitze
eines gleichseitigen Drei-
ecks. Wie souverän aber
der Künstler innerhalb
dieses Kompositionssche-
mas die rein statuarische
Aufgabe bewältigt, ermes-
sen wir am besten an der
mächtigen Wirkung, wel-
che die Bildgruppe auch
heute noch, da sie längst
aus ihrer architektonischen
Rahmung gerissen ist, auf
uns übt. Auch das Bewe-
gungsmotiv gewinnt bei
Donner eine ganz neue
und andere Bedeutung als
vordem. War bisher in
der Gesamtkomposition
Bewegung, ganz allgemein
gesprochen, die künstleri-
sche Formel für den Aus-
druck des wunderbaren,
des Übersinnlichen, so
verwendet Donner das Be-
wegungsmotiv, das ihn als
solches allein schon künst-
lerisch interessiert, zur
feinfühligen Betonung und Abb. s. Passau, Domlmnzel, Evangelist Markus
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