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und Süden, in so vieler Hinsicht anders werden mußte als andere Völker,
aber auch als seine nord- und mitteldeutschen und selbst seine süddeutschen
Stammesgenossen. Hier mußte schon der Aufbau des frühmittelalterlichen
Wirtschaftslebens anders orientiert sein und dem Kommunismus anderer
Gebiete frühzeitig und immer aufs neue autoritärer, staatspolitischer Ein-
griff entgegentreten. So erheischte es die politische Stellung, welche unseren
Ländern verliehen war.
In allen Versuchen, die Entwicklung zu beschreiben von der ursprüng-
lich fast ausschließlichen Klosterarbeit bis zu den Anfängen der sich organi-
sierenden bürgerlichen Gewerbetätigkeit in den aufkommenden Städten, klafft
eine Lücke: Die Klosterwerkstatt kann doch nur in sehr beschränktem Maße
die Lehrwerkstatt für die vielen Laien gewesen sein, welche späterhin die
Arbeit fortzusetzen und zu erweitern hatten, sie kann ihrerseits in ihren her-
vorragendsten kunsttechnischen Leistungen aber auch ohne Mithilfe eines
leistungsfähigen, wenn auch im I-Iintergrunde stehenden Laienelementes
kaum begriffen werden. Dieses wichtige Bindeglied haben wir in den gewerbe-
tätigen Hausgenossen der weltlichen und geistlichen Grundherren zu suchen,
welche frühzeitig darauf bedacht sein mußten, sich ihrer in mehr oder minder
umfangreichem Maße zur Deckung des unerläßlichen Eigenbedarfes zu be-
dienen. Schon das Kapitulare Karls des Großen über die Domänen spricht
von solchen gewerbetätigen Hausgenossen, von Schreinern, Schmieden und
Plattnem. Gewiß haben diese Hausgenossen dann überall eine Rolle gespielt.
Anregung, Vorarbeit, glänzende und einfache Vorbilder haben die Kloster-
Werkstätten geliefert, aber die Verbreitung und Demokratisierung der gewerb-
lichen Technik ist von den I-Ierrensitzen ausgegangen, wo besondere Auf-
gaben auch eine besondere Schulung naturgemäß zur Folge haben mußten.
Als kaum später als in Hildesheim, Trier, im Maasland, am Rhein, in
Bayern, auch in Salzburg, Melk, Heiligenkreuz, Klosterneuburg geistliche
Meister ihre Werke schufen, fanden sie alsbald im Kreise der Laien Ver-
ständnis, Hilfe und Nachfolge. Wahrscheinlich ist dies bereits im XI. Jahr-
hundert der F all gewesen, sicher nachweisbar in Niederösterreich für das
XII. Jahrhundert. Ein Menschenalter früher als Nikolaus von Verdun, der
reifste Künstler der Maaskunst, welcher den Goldschmieden der romanischen
Epoche die Wege gewiesen hat, nach Klosterneuburg kommt (1181), um
dort das berühmte Werk der Schmelzkunst, den umfangreichen Altaraufsatz,
zu schaffen, waren dort nach dem Codex traditionum bereits sechs Gold-
schmiede als Babenbergische Hausgenossen ansässig, und bei der Größe
des Werkes und der relativ kurzen Zeit, in welcher diese gewaltige Leistung
geschaffen worden sein soll, ist der Gedanke nicht von der Hand zu weisen,
daß sie oder ihre Nachfolger zur Mitarbeit herangezogen und hiebei tech-
nisch geschult worden sind. Schon früher aber als in Klosterneuburg
scheinen in Krems kunsthandwerklich tätige Hausgenossen des Landes-
herm vorhanden gewesen zu sein. Die Tätigkeit in und für St. Peter und
Nonnberg in Salzburg kann, wenn wir die uns überlieferten Arbeiten