Fig. 2. Weatfries, Gruppe l (l-g)
lebenz" die Zahl der Blöcke ist beim Nord-, Süd- und Ostfries falsch und zum
Teil verkehrt angegeben; am Südfries wurden neben vier Quadrigen, wieder
auf „Carrey" 1674 zurückgreifend, sechs Zweigespanne gezeichnet."
S0 müssen wir uns auch heute, fünfzig Jahre nach dem Erscheinen von
Michaelis' „Parthenon", noch immer in mühsamem Ringen, langsam und
allmählich nur an das Hauptwerk des Phidias heranarbeiten, das uns freilich
allen ehrlichen Eifer immerfort herrlich lohnt durch die nie versiegende Kraft
und den unendlichen Lebensmut, den es auf alle wohltätig ausströmen läßt,
die sich ihm ganz vorbereitet zum Empfange solcher weihevoller Gaben
höchster Kunst erwartungsvoll nahen.
Was ich im vergangenen Winter in meinem Innsbrucker Seminarf" hie-
für zutage fördern konnte, soll im folgenden, nach einem am 24. März im
Österreichischen Museum gehaltenen Vortrag, kurz mitgeteilt werden.
Unsere nur kunsthistoriseh-formalen Betrachtungen beginnen mit der
Westseite des Cellafrieses als dem Anfange des, wie gesagt, besterhaltenen
Teiles der ganzen Dichtung; er liegt uns auch zudem allein in einer alten
Zeichnung Stuarts und Revetts aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts vor
(Fig. 1), welche alle Blöcke mit allen dreißig menschlichen Figuren und drei-
undzwanzig Pferden noch an ihrem alten Platze fest im Verbande des Bau-
werkes überblicken läßt. Dieser Vorteil kann nicht genug geschätzt, gewürdigt
und gewertet werden; entschließt man sich noch alle Blöcke und Figuren
dem Gange der Handlung entsprechend von Süden nach Norden, von rechts
nach links durchzunehmen, und hiefür zur Erleichterung dieses Verfahrens
auch tatsächlich neu durchzunumerieren, so ist der Lohn für eine solche
Mühe ein überraschend großer: wie wenn von einem alten Bilde die spätere
Übermalung sorgsam weggenommen wird, kommen bekannte Züge in der
vom Meister geschaffenen Feinheit erst zur Geltung, ja, ganz neue Einzel-
heiten über seine Kompositionsweise kommen klar zum Vorschein!
Wie Festtagsmorgenstimmung umgibt es uns, wenn wir (Fig. 2) die
ersten neun Figuren mit ihren sechs Pferden für sich als erste klar in sich
abgeschlossene Gruppe betrachten: keiner dcr Reiter ist zu Pferde, alle Per-
sonen sind noch mit dem Ordnen der eigenen Kleidung, mit dem Aufzäumen
der Pferde, oder sonst mit sichtlichen Vorbereitungen beschäftigt; die letzte
" „Le P." pl. 75; mit Recht hat Studniczka in Neue jahrbilcher für das klassische Altertum XXIX (xgxz),
Seite 242, den Namen Maxime Collignons von diesem Unternehmen getrennt.
"" Nur anmerkungsweise muß ich noch auf das bei der Figur des Knaben, Ostfries 35, unterlaufene „Ver-
sehen" hinweisen.
"W Ich will es nicht versäumen, hier vielen Teilnehmern an unseren Übungen und besonders Fräulein
Louise Duregger für ihre den Wagenzug betreffende Beobachtung zu danken.