gehalte 1150 11., Bedienung 77 8., Miethe 20 d, Sehulgeriithe 678 5., Bauauslagen
und Anschsifungen 382 d. Als Lehrgeld gingen 305 d. ein, so dass eine reine Auslage
von 2203 d. blieb, welche von der Tuchmachergenossenschsft bestritten wurde. Man geht
in Reichenberg mit der Absicht um, in der Schule dem kleinem Meister einen Anhalts-
pnnct Fir Geschmack und Wahl der zu arbeitenden Muster zu schaffen; es sollen die ge-
schicktesten Lehrlinge, welche den zweijährigen Cursus zurückgelegt haben, unter Beistand
des Lehrers und der Direction auf Musterstühlen die nöthigen Proben herstellen, die, wenn
sie Kunden und Kliufern gefallen, dann unentgeltlich an die Meister vertheilt werden mit
der Bedingung, dass die Wsare in bestimmter gleichartiger Form und Facon hergestellt
wird. Wesentlich durch diese Schule ist es gelungen, in Reichenberg neben der ursprüng-
lichen Tuchmacherei auch die Stolffahrication unter den kleineren Meistern einzubiirgem.
Eine ähnliche Stellung, wie die Weberschulen zu Brünn und Reichenberg für die
Schafwollweberei, nimmt die Zeichenschnle zu Steinschönau fiir die Glasradinerie in der
Umgebung von Haida in Böhmen ein. Zur Gründung der Anstalt im Jahre 1856 haben
der in Wien verstorbene Professor Zippe, Herr Schulrath Maresch in Prag und mehrere
Industrielle kräftig mitgewirkt").
Ansser diesen wenigen Fachschnlen sind Vorschläge gemacht worden zur Errichtung
einiger neuer Anstalten, nämlich einer Weberschule im Kreise Ober-Mannhartsberg und
einer Fachschule für die Eisenindnstrie in Waidhofen an der Ybbs. Was Wien betriiiiz,
soll die Wcberschule in Gumpendorf reorganisirt werden; auch hat die sehr thätige Schul-
section der Wiener Handelskammer die von einem Privatmann beabsichtigte Gründung
einer Schule für Schneidergehilfen gebilligt und überhaupt auf die Zweckmäßigkeit von
praktischen, durch die Genossenschaften zu errichtenden Schulen hingewiesen. Ebenso
wurde von der Handelskammer dem Wunsche Ausdruck gegeben, es möge die Regierung
eine mit dem Museum für Kunst und Industrie in Verbindung stehende
höhere Kuustgewerbeschule in's Leben rufen, damit sich das Museum, der Idee
seines kaiserlichen Stifters entsprechend, mehr und mehr nach dem Vorbild des Bouth-
Kensington-Museums in London und des Conservatoriuins für Künste und Handwerke in
Paris entwickle.
So unvollständig diese Uehersicht sein mag, dürfte doch so viel daraus hervorgehen,
dass, wenn seit fünfzehn Jahren in Oesterreich ungeachtet des herben Druckes der Zeiten
Viel und Anerkennenswerthes Sir den gewerblichen Unterricht gethan wurde, der Sinn
und die Richtung, in welcher dies geschehen ist, mit aller Bestimmtheit darauf hinweist,
dass den gewerblichen Fachschulen die Zukunft gehört.
Die Zielpuncte, die sich hieraus im Einzelnen Sir das österreichische Unterrichts-
wesen ergeben, dürften ungefähr die folgenden sein:
l. Verbesserung der Volksschulen in Stadt und Land. Schon mit den Volksschulen
sind nach Bedarf der Gegend gewisse praktische Leistungen und Fertigkeiten zu verbinden.
2. Heranziehung eines mit der Zeit zunehmenden Theils der Lehrer auf dem Lande
zu Lehrern der Landwirthschaft.
3. Ausbildung des gewerblichen Unterrichts nach dem System der Fachschulen und
Lehrwcrkstätten. Ist man sich darüber klar, dass die jetzigen Realschnlen ihrem Zwecke
nicht völlig entsprechen, indem sie zwei unvereinbare Zwecke verbinden wollen, so kann
nur eine rasche Trennung helfen. Für eine gelehrte, der Polytechnik zustrebende Aus-
bildung als Mittelstufe sind einige wenige Realgymnssien oder vielleicht sogar Parsllelclassen
an den Gymnasien genügend; fiir die griissere Zahl der Schüler, nämlich fiir alle, die bisher
nach Durchlaufen der Volksschule und zweier oder dreier Classen der Unterrealschule in
die Gewerbe iibergingen, könnten entweder noch eine oder zwei durchaus für den kündigen
Beruf vorbereitende Classen zur Volksschule hinzugefügt werden, oder die aus der Volks-
schule entlassenen Knaben würden sofort in Lehrwerkstiitten eintreten, wo sie die Hanptzeit
des Tages zubringen, während die Abendstunden, gewisse Sonntagsstirnden und vielleicht
auch ein oder zwei Wochentage dem theoretischen Fortbildnngsunterricht gewidmet wlren.
Diese Lehrwerkstiitten sollten ganz nach der in Belgien erprobten Weise eingerichtet
werden: höchst einfach in den Localen, und ganz auf kaufmännische Grundsätze gegründet,
so dass der Unternehmer, abgesehen von der für erste Einrichtung und Materialverlust gelei-
steten Unterstützung aus ößentlichen Fonds, bald durch die Arbeitsproducte der Schüler einen
landesiiblichen und mit Vervollkommnung seiner Anstalt wachsenden Gewinn macht, die
Schüler aber einen mit ihrer Geschicklichkeit zunehmenden Lohn erhalten und hierdurch
rasch und leicht in die Erwerhsarbeit eingeführt werden. Auf diese Art würden sich diese
Ateliers bald selbst erhalten, nur für die erste Zeit werden sie eines Zuschusses bedürfen.
Zu ihrer Gründung "wären eigentlich die Genossenschaften so recht berufen; da aber die
Genossenschaßen doch wieder aus Meistern bestehen, die vielleicht im besten Fall eine
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