Ein Gommentar zur Sohedula. diversarum artium des Theo-
philüS presbyter. Als vor nunmehr 23 Jahren A. llg den revidirten
Text des genannten mittelalterlichen Hauptwerkes mit deutscher Ueber-
setzung und einem Appendix als Band. VII der von R. v. Eitel-
berger herausgegebenen v-Quellenschriften für Kunstgeschichte: der
Oelfentlichkeit übergab, ließ er das Publicum auf einen weiteren Band
hoffen, der als ausführlicher Commentar der Schedula diese erst voll-
kommen erschließen sollte. Die Jahre schwanden, ohne dass der ver-
sprochene Band erschienen wäre, bis schließlich der Gelehrte, dessen Feder
uns das Buch schenken sollte, dem Leben und der Wissenschaft leider
viel zu früh entrissen wurde. Nunmehr hat sich Prof. H. Macht, mit
der ihm lieb gewordenen Schedula seit Langem vertraut, entschlossen,
den so wünschenswerthen Commentar zu verfassen und zu veröffentlichen,
und es ist nach dem Stande der Vorarbeiten, die bis jetzt schon durch
den genannten Autor gemacht wurden, anzunehmen, dass das Werk in
nicht zu ferner Frist erscheinen kann.
Die Porzellan-Manufaotur in SQVIBS. In der staatlichen Por-
zellan-Manufactur Frankreichs hat sich in der jüngsten Zeit ein wichtiger
Personenwechsel in der künstlerischen Leitung vollzogen. Der artistische
Director, Mr. Chaplain, hat auf seine Stellung freiwillig verzichtet und
widmet sich wieder seinen Arbeiten als Graveur, die seinen Namen in
der Kunstwelt berühmt gemacht haben. Mr. Chaplain hat somit freiwillig
einen Kampf aufgegeben, den er fast seit seiner Bestellung mit den
Künstlern der Manufactur zu führen gezwungen war. Die Künstler der
Manufactur betrachteten ihn nämlich trotz seines unbestrittenen Ruhmes
als nicht "de la partieu, und wollten ihm durchaus die Berechtigung
nicht zuerkennen, über Decoration von Porzellan ein Urtheil zu fällen.
Dass unter solchen Umständen die nöthige Disciplin in Sevres für die
Dauer nicht aufrecht zu erhalten war, hegt auf der Hand, und das Mini-
sterium für schöne Künste sah sich endlich gezwungen, die wiederholt
angebotene Demission des artistischen Directors zu acceptiren. Als sein
Nachfolger wurde ein Mr. Sandier bestellt, welcher seit einigen Mo-
naten erst die Stelle eines Leiters der Abtheilung für Decoration in
Sevres versieht. Mr. Sandier ist aber von Beruf ein Architekt, und die
Befähigung zur Leitung einer Kunstanstalt vom Range der Porzellan-
Manufactur in Sevres soll er sich angeblich an einer privaten keramischen
Fabrik in Frankreich, bei der er vor längerer Zeit betheiligt war, geholt
haben. Es frägt sich nun, ob die Künstler von Sevres, die so viel Nei-
gung zum Frondiren zeigen, dem Architekten die Befähigung zuerkennen
werden, die sie dem Graveur entschieden abgesprochen haben. Wenn die
Regierung den Leiter der artistischen Abtheilung nicht mehr in Schutz
zu nehmen vermag, als dies bisher der Fall war, dann dürfte es leicht
möglich sein, dass schon in der nächsten Zeit wieder eine Krise eintritt,
die in ihrer raschen Folge der Staatsanstalt kaum zum Vortheil gereichen
würde. (N. vCentralbl. für Glasind. u. Keramiku.)
Für die Redncüou verantwortlich: J. Foblzuc: und F. Rillrr.
Selbuveriag des k. k. Outerr. Museum! für Kunu und ludnllrit.
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