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Notizen.
Der bayerische Hanasohatz. Der bayerische Hausscliaiz, den 1565 Herzog
Albrecht gegründet und reich dotirt, und den die Kunstliebe der Wittelsbacher von Ge-
schlecht zu Geschlecht bereichert hat, bedurfte längst würdigerer und zugleich prak-
tischerer Aufbetvahrungsraume. Dank der Fürsorge Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten
Luitpnld ist nun, wie die i-Münch. Allg. Ztg.- schreibt, eine Schatzkammer, wcrth,snlche
Kleinodien zu bergen, geschaffen worden. Die neue Schatzkammer vereinigt auf Grund
der modernen technischen Errungenschaften Sicherheit mit architektonischer Schönheit.
Nachdem wir den Grbttenhol, der den künstlerisch ansprechenden Zugang bildet, durch-
schritten. gelangen wir durch einen freundlichen, mit Ahnenbildern und decorativ wirk-
samen Gemälden geschmückten Saal links zur Schatzkammer, die eine von braunen
jonischen Marmorsäulen getragene Vorhalle von dem zwischen den Konigsbau und die
alte Residenz eingeschobenen kleinen inneren Hofe trennt. Eherne Pforten erschließen
das weite helle, mit zierlicher Stuckornamentik gezierte Tonnengewblbe, das halbmeter-
dicke, von Stahlschienen durchzogene Betonwande vor jeder Gefahr schützen. Auch der
mit schwarz-weißen Marmorfliesen niosaikirte Fußboden ruht etil starken Betonlngern.
An die Längsflttcht des Gewölbes gliedert sich in der Mitte eine Art Kreuzschiif an.
ln geschniizier Eichenholztefelung ziehen sich rings an den Wänden die bis zur halben
Höhe des Gewölbes reichenden Glasschranke hin, aus denen, geschmackvoll auf moos-
grünem Seidenplüsch geordnet, die Prunkstück: des Schatzes uns entgegenfunkeln. Dem
Eingange gerade gegenüber erhebt sich die über zwei Meter hohe kunstgerechte Nach-
bildung der Trajans-Saule, welche Herzog Karl Theodor 1733 aus Lapislazuli mit ver-
goldeten Silberreliefs in Rom von Valadier herstellen ließ. Die Vitrine rechts enthält die
in Gold, Juwelen und Email gefassten Bergkrystallgeschirre. Einzelne dieser Gerathe
stammen aus ltalien, weitaus die Mehrzahl aber ist aus Münchner und Augsburger Werk-
stätten des 16. und l7..lahrhunderts hervorgegangen. In der Vitrine zur Linken fallt die
Statuette des heil. Georg auf, in Email ausgeführt, mit reicher Verzierung von Sma-
ragden, Rubinen und Diamanten auf goldenem, gleichfalls edelsteininkrustiitem Unter-
baue, beste Augsburger Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. Ferner entzückt hier ein von
Wenzel Jamnitzer gefasster Nautilus, der fein emaillirte Mundpocal Herzog Albrechts,
ein hoher Pocal mit Saphiren. eine Credenz mit Tüikisen. Ein Bierkrug mit in Nashorn
geschnittenen Reliefs, gefasst in Gold und Edelsteinen, einen -Rubin auf seiner Wurtzenl
als Griff am Deckel, ist ein charakteristisches Unicum. Ein Schiff aus vcrsteinertem Palm-
holz, eine Deckelvase aus Achat mit einem herrlich geschnittenen ruhenden Lowen auf
dem Deckel fesseln die Bewunderung. ln den Glasschränken ringsum wetteifert die Kunst
der Fassung mit der Kostbarkeit des Materials. Getriebene Platten vornehmsten Renais-
sancestils, reizende Limogesschüsseln, eine andere nebst Spiegel und verschiedenen
Kannlein und Krügen aus Lapislazuli, Geschirre aus geschniitenem Bernstein, aus kar-
lunkelgleich glühendem geschliffenen Rubinglas, aus reich geschnitztem Ellenbein _und
Nashorn in Zusammensetzung mit edlem Metall und Gestein - lauter Schätze aus der
alten IIKUDSlkllTlfIllfl der Wittelsbacher, die zum Theil an künstlerischem Reiz die des
-Grünen Gewolbes- und des nClunyu übertreiTcn. Die Diamanten und Perlen, unter den
letzteren eine Sammlung zahlreicher, schöner und großer Erzeugnisse der bayerischen
Perlenfischerei, Geschmeide, Orden, AgralTen blitzen und strahlen aus den Fächern der
Schranke. Das Glanzstnck ist die Georgi-Ordenskette nach dem Entwürfe von Hans
Mielich, mit riesigen Smaragden und anderen Edelsteinen ausgeführt. Die Mitte des Quer-
schiffes ist den bayerischen Kroninsignien vorbehalten, die im Empiregescbmack gefasst
sind. Jedes der hunderte von meist unschätzbaren Stücken verdient eingehende Betrach-
tung, sie alle aber stellen erst jetzt in dem reichlich durch das gutgeformte schmiede-
eiserne Rankenwerk der Fenster_einströrnende Licht sich in vollem Glanz dem Blicke dar.
Koaaikon. ln Sparta sind im Hause des Chrestos Grillos in einer Tiefe von
anderthalb Metern unter dem Fußboden zwei große Mosaiken aus guter Zeit und von
vorzüglicher Erhaltung aufgefunden worden. Das eine von ihnen stellt Orpheus dar,
wie er die Leier spielt und die wilden Thiere zähmt, auf dem andern sind Blumen-
gcwinde zu sehen. Wenige Meter von diesem Hause hat man ein drittes Mosaik ent-
deckt, das den Raub der Europa zum Gegenstande hat.
Für die Redaction verantwortlich: J. Fahrerin und F. Ritter.
Selbstverlag der k. k. Oeaterr. Museums für Kunst und Industrie.
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