MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEU Ä IS
KUNST UND INDUSTRIE.
MonatschriffmlfzläpKligstgewerbe.
Hcnusgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums,
Im Commissionsverlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 110. (353). WIEN, Februar 1893. N. F. X. Jahrg.
lnhnlt: Die SchnbkuusL-Ausetcllung im Oeuterr. Museum. Von Eduard Chmelarz. (Schluam) - Ange-
legenheilen des Oeuerr. Muleulns und der mil demselben verbundenen lnutilule. - Lineralur-
herichl. - Bibliographie des Kunllgewerben. - Notizen.
Die Schabkunst-Ausstellung im Oesterr. Museum.
Von Eduard Chmelarz.
(Schluss)
Bei dem großen Mangel datirter Blätter ist es schwer, den Beweis
zu liefern, 0b der Prinz wirklich, wie ihm nachgesagt wird, keine Schab-
blätter mehr producirte, seitdem Wallerant Vaillant ihn verlassen hatte.
Nach einer an Ruhm und Erfolgen reichen Reise nach Frankfurt und
Paris ließ sich dieser als Bildnissmaler und Stecher gleich geschickte
Mann in Amsterdam nieder und ist in der That als der Erste zu be-
trachten, welcher die Schabkunst fachmännisch übte, indem er bis zu
seinem Tode im Jahre 1677 bereits über 200 Blätter nach eigener Er-
findung und jener vieler anderer Maler lieferte. Man sieht bei W. Vaillant
sofort, wohin er mit richtigem künstlerischen Blick und Gefühl das neue
Reproductionsrnittel lenkte. Neben einer Reihe trefflicher Porträts, unter
denen die liebenswürdigsten Bilder aus der eigenen Familie, ist eine
ganze Reihe von Arbeiten nach den berühmten-Genre- und Volksmalern
der Niederlande zu bemerken. Dies sind die beiden Richtungen, in denen
sich die Schabkunst in Holland mit Vorliebe, aber auch mit voller Er.
kenntniss über die Grenzen ihres Könnens bewegt: Die eine wendet sich
mit dem Porträt an den Familiensinn und das persönliche Selbstbewusst-
sein der strammen, rede- und kampfestüchtigen Männer aus den höheren
Classen und ihrer würdiger Frauen, die andere wird zunächst Dolmetsch
der Lebensauffassung des prächtigen Volksstarnmes, dessen Bauer sich in
Jahrg. 1895. 22