bringung des Kalküberzuges unerlässlich. Der Bewurf bestand aus Kalk,
der nach dem Löschen nur 2-3 Tage lagerte. Dieser Kalk wurde für
die erste Lage mit Häckerling, für die zweite mit feinst gehacktem und
gesiebtem Werg gemischt (vStrohkalkc und wWergkalku). Für die
Oberfläche der zweiten, zu Tage tretenden, feineren und sorgfältig ge-
glätteten Kalklage findet sich der Terminus ÜIPLQ, die vAnsichtu 1).
Das Brennen des Kalkes geschah offenbar stets in ziemlich unvoll-
kommener Weise, da es nöthig erscheint, nach dem Löschen die Kalk-
milch durch einen Korb in die Grube zu schütten, um die ungebrannten
Kalksteine abzusondern.
Zur Anfertigung der tauglichen größeren oder kleineren Pinsel, in
Federkiele oder mit gewichsten Seidenfäden an hölzerne Stiele gebunden
(Grundirpinsel), Endet sich genaue Vorschrift.
Auf den Kalkgrund wird die Zeichnung mit hellem oder dunklem
Ocker und mit Eisenroth angebracht, die einzelnen Flächen (für die Ge-
wandung, die nackten Fleischtheile etc.) besonders polirt, die Umrisse
eingegraben (n. . . . mit einem Steinchen oder mit einem Bein, welches
du mit einem Messer zuspitzest, wenn du eines bei dir haste). Der
Technik des Fresko's entsprechend, eilt der Maler, um seine Arbeit fertig
zu bringen, ehe die Oberfläche vHaut ziehtu.
Charakteristisch für die Maltechnik, nicht nur der Fresken, sondern
auch der Tafelbilder ist das Arbeiten mit hellen Farben auf dunkler
Grundirung. Den Hintergrund und die Figuren finden wir zunächst mit
einer mehr oder weniger grünlich-grauen Farbe überzogen, dem Pro-
plastna. Aufdiesem zeigt sich,mit dem entsprechenden Localton stufenweise
heller in's Helle gemalt, die Modellirung. Hiezu dient bei den Fleischtheilen
vornehmlich eine Mischung des Proplasmas mit der hellen reinen Fleisch-
farbe, der Glykasmus (beiSchäfer auch Glyzasmus). Den Gesichtern wird erst
zum Schlusse durch zarte, rothe Lasuren, durch Färbung der Lippen etc.
Leben verliehen und die dunklen Schatten des Fleisches durch eine leichte
Lage von reinem Bolus warm und durchsichtig gemacht. Dunkel in's
Helle gemalt zeigt sich nur Weniges, wie die Falten in den Gesichtern
der Greise und die Umrisse aller Formen. Zum Proplasma der Fresken
dient eine Mischung von grünem Lack (wahrscheinlich grüne Erde),
dunklem Ocker, Schwarz und Mauerweiß. Dieses Mauerweiß ist fein
geriebener nKalk von einer alten Kalkhütten, d. h. also Kalk, der schon
durch Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft zu kohlensaurem Kalk
(z Kreide) geworden ist 9). Mit der Zunge untersucht der Künstler, ob
die gefundenen Kalkstücke auch vollständig verkreidet sind. (Kreide ist
geschmacklos.) Das gleiche Kalkweiß wird durch Dörren des gelöschten
') S. Schäfer, a. n. O. Note ') zu Q. 57.
') Identisch mit dem bianco San Giovnnni des Cenno Cennini. (II lihro delPartz,
cap. 57. Deutsch von A. llg in den Quellenschrifteu des Oesnerr. Museums, l.