dertzunüchst sein Material in doppelter Weise, einmal in chronologischer, indem er nach
flüchtiger Behandlung des Alterthums vom Beginne der christlichen Zeit an Jahrhundert
für Jahrhundert durchnimmt, und dann in gegenstandlicher, indem er die verschiedenen
Arten der lichtspendenden und lichttragenden Korper gruppenweise anordnet, wobei nach
Möglichkeit an, den Unterabtheilungen: bewegliche, hängende und unbewegliche Licht-
träger festgehalten wird. Selbstverständlich erfordert dann wieder die Rücksicht auf das
Material bestimmte Gruppirungen. ln drei Schlusscapiteln nimmt endlich der Autor jene
Partien des modernen Beleuchtungswesens vor, die einer abgesenderten Besprechung
bedürfen. - Ueberall sehen wir das Streben nach möglichster Vielseitigkeif, nirgends
dagegen auch nur den Versuch einer geistigen Durchdringung und Bewältigung des
Stoifes. Der Gegenstand wird in seinen Beziehungen zur Gesellschaft, zur Litteratur, zum
Cultus, zu den Sitten und Gebräuchen, zum Handel, zur lndustrie, zum Material, zur
Technik und nicht in letzter Linie zur Kunst besprochen. Diese Mannigfaltigkeit der
Gesichtspunkte versetzt den Verfasser in die Lage, sein Thema zu variiren , über dunkle
Partien lnnwegzutauschen, ab und zu den Ton der Causerie anzuschlagen, und statt der
strengen Fortführung eines Gedankens seine Leser in Kretiz- und Querzngen mehr an
seinem Gegenstande vorbei als in denselben einzuführen.
Namentlich für die frühen Epochen des Mittelalters zerfällt die Darstellung in
eine Aufzählung mehr oder minder interessanter Einzelheiten. Einige wenig bekannte
Objecte aus diesen Partien des Buches seien hier kurz erwähnt: So ein bronzener
Lampentrlger aus frühchristlicher Zeit in Form einer Basilika, der bei Orleansville
in Algier gefunden wurde. Er war bestimmt wie ein Luster von der Decke herab-
zuhangen und trug ringsum in weit abstehenden Ringen zehn Lampen. Nicht minder
beachtenswerth ist ein bronzener Leuchter aus dem 13. Jahrhundert, der vor wenigen
Jahren in einem Steinbruch von lsle-Adam in Frankreich gefunden wurde, und der durch
die Einfachheit und Strenge seiner Form ebenso auffallt, wie durch originelle Con-
struction, welche für viele Varianten die Grundform abgegeben. Seltene Stücke sind ferner
die S. X20 und tzt abgebildeten mittelalterlichen Reiseleuchter. Auch Reproductionen
nach Objecten aus des Autors eigenem Besitz, Leuchter des 14. und I5. Jahrhunderts,
solche in Form menschlicher Figuren, ein großer schmiedeeiserner Lichttrager in Form
eines Eichbaumes u. s. w. bereichern in interessanter Weise die Formenltenntniss mittel-
alterlicher Kunatindustrie auf diesem Gebiete.
Mit dem I5. Jahrhundert wird selbstverständlich das Vetgleichungsmaterial größer
und vollständiger, aber eine Darstellung, die einer geschichtlichen Behandlung auch nur ent-
fernt ahnlich sehen würde, sucht man auch hier vergeblich. Das umfangreiche Buch bleibt
bis an's Ende eine ziemlich willkürliche Zusammenstellung von Formen und Typen, wobei
in erster Linie Frankreich berücksichtigt wird und alle anderen Länder nicht die ihnen
gebührende Beachtung finden, wenn auch ab und zu auswärtige Museen, Kirchen und
Privatsammlungen, wie z. B. die ausgezeichnete Sammlung Figdor in Wien, herangezogen
werden. Interessant bleibt es aber unter allen Umstandcn, eine große Zahl von Obiecten aus
französischem P ' atbesitz kennen zu lernen, und wichtig, namentlich für den französischen
Forscher, sind die zahlreichen Feststellungen für die Bedeutung alter, außer Gebrauch
gekommener Wörter, nie sie dem Autor in alten lnventaren u. dgl. bei seiner gewissen-
haften Durchforschung des archivalischen Materiales aufgestoßen sind. - In den Citaten
finden wir blos französische Litteratur angegeben, bei vielen Abbildungen ware eine Orts-
angabe erwünscht gewesen. ' Fa.
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Rahmen. Eine Auswahl aus der Sammlung des k. k. Ocsterr. Museums
auf 50 Tafeln Lichtdruck herausgegeben und mit einer Einleitung
versehen von Jacob v. Falke, Director. Hoch-4". Wien, Verlag von
A. Schroll 81 Co. H. zo".
Die 72 in diesem Werke wiedergegebenen Rahmen werden eine willkommene Fund-
grube für mehrere kunstgetverbliche Geschafte bilden. Es sind Muster in sehr verschiedenen
Größen, Stilarteri und Stoffen. Die Auswahl beginnt mit einem italienischen Stuckrahmen
aus dem ig. Jahrhundert, ist besonders reich an Beispielen aus der Zeit der Renaissance,
des Barock und Rococo und schließt mit einer Anzahl moderner, sich dem Renaissance-
stil anpassender italienischer Holzschnitzarbeiten. Die Einleitung erörtert die stilistischen
Bedingungen für Rahmenwerk im allgemeinen und die Art, wie sich die verschiedenen
Perioden der Kunst mit diesen Bedingungen abgefunden haben. AuEaIlend ist es, dass
die Verlagshandlung es unterlassen hat, eine Jnhaltstibersicht beizufügen, in der auch das
Erforderliche über Material, Vergoldung, Bemalung u. s. w. hatte nachgewiesen werden
können, und es würde sich empfehlen, diesem Mangel durch Nachlieferung eines Text-
blattes noch abzuhelfen. . B.
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