Straßenbau, Straßenöbjekte.
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welcher Nachteil zu Beschwerden der Geschäftsleute und Bewohner der umliegenden Häuser
Veranlassung gab, und weil sich bei Aufbrechen des Pflasters einige Monate nach Fertigstellung
ergeben hat, daß der Zement trotz längerer Absperrung nicht genügend erhärtet war. Letzterer
Mangel dürfte auf die störenden Wirkungen des Wagenverkehres nach Eröffnung der Straßen
zurückzuführen sein.
Die Herstellungsweise des Anschlusses der Würfelpflasterungen an die Straßenbahngleise
ist aus den Abb. 141 und 143 zu ersehen. Bei Unterleitungsgleisen sind die an die Kanal
schienen anschließenden Steine mit Rücksicht auf die Kanäle niederer als die übrigen Steine.
Die Fugen der Pflasterflächen beiderseits von Kanalschienen werden in der Breite von je 40 cm
mit einem Asphaltsurrogate ausgegossen. Die rechteckig geformten Steine werden in gleicher
Weise wie die Würfel, jedoch stets in zur Straßenachse senkrechten Reihen verlegt; die ordi
nären und Köpfelsteine erhalten eine Sandunterlage von 10 cm Höhe. Die Würfel können,
wenn die Oberfläche abgenützt ist, noch zweimal gewendet und in Nebenstraßen wieder
verwendet werden, so daß die Steine eine lange Reihe von Jahren hindurch in Gebrauch
bleiben können. Die rechteckigen Steine können nur einmal gewendet werden. Die Neu
pflasterungen ebenso wie die Umpflasterungen werden an Unternehmer vergeben, welche
bei Arbeiten größeren Umfanges durch zwei Jahre, bei kleineren durch ein Jahr nach Fertig
stellung zu haften haben.
Mit Asphaltpflaster wurde in Fahrbahnen der erste Versuch bereits im Jahre 1872 ge
macht. Die Herstellungsweise dieser Versuchspflasterung war die für Stampfasphaltpflasterungen
noch heute übliche. Seither wurden solche Pflasterungen in allerdings mäßigem Umfange
ausgeführt. Eine im Jahre 1884 versuchte Verwendung von doppeltem Gußasphaltbelage zur
Fahrbahnpflasterung ergab einen ungünstigen Erfolg, daher ein solcher Belag in Fahrbahnen
nicht mehr angewendet wird. Asphaltpflaster gelangt nur in Straßen mit Steigungen bis höch
stens 1 :50 (20%,,) zur Anwendung.
Der Stampfasphalt, dessen Herstellung in der üblichen Weise durch Aufbringen des
heißen Asphaltsteinpulvers, Überfahren mit heißen Walzen und Stampfen geschieht, erhält in
gewalztem Zustande eine Stärke von 5 cm und eine Betonunterlage von 18—20 cm Stärke,
welche aus Portlandzement, reschem Sande und Rundschotter im Mischungsverhältnisse 1:3:5
hergestellt wird. Das verwendete Asphaltgestein wird zumeist aus dem Val de Travers in der
Schweiz, ferner auch aus Sizilien und St. Valentine in Italien, Lobsann im Elsaß und Seissel
in Frankreich bezogen.
Bei dem Anschlüsse an die Straßenbahngleise, woselbst das Asphaltpflaster starker Ab
nützung unterworfen ist, wurde versuchsweise ein schmaler Streifen mit Gußasphalt belegt,
welcher sich leicht auswechseln läßt, es hat sich diese Methode jedoch nicht bewährt. In letzter
Zeit wird allgemein eine Saumschar aus Holzstöckeln längs der äußeren Schienen gegeben
(siehe Abb. 144). Bei dem Anschlüsse des Asphaltpflasters an Granitpflaster werden die drei
ersten Reihen desselben zur Vermeidung von Setzungen auf Beton gelegt, ln letzter Zeit
wurde auch ein Versuch mit Belag der ganzen Fahrbahn mit Asphaltplatten gemacht.
Die Ausführung der Stampfasphaltpflasterungen wird an Unternehmer vergeben, welche
eine fünfjährige Haftung für die Güte der Herstellungen zu übernehmen haben. Die Aus
besserungen werden ebenfalls durch ständige Unternehmer nach Einheitspreisen besorgt.
Holzpflaster wurde zum ersten Male probeweise im Jahre 1875 nach dem System
Norris gelegt. Nach diesem wurden die Holzstöckel auf einen mit Teer bestrichenen Bohlen
belag aufgebracht. Diesem Versuche folgten weitere Herstellungen mit zumeist aus weichem
Holze angefertigten Stöckeln, welche mit karbolsaurem Feeröle oder mit Chlorzink oder mit
einem Gemische dieser beiden Flüssigkeiten imprägniert und anfänglich ebenfalls auf Bohlen
unterlage gelegt wurden. Diese ersten Holzpflasterungen fielen zumeist nicht befriedigend aus,
woran & wohl die mangels genügender Erfahrung unrichtige Herstellungsweise, insbesondere
auch die Bohlenunterlage die Ursache war; durch Anbringen einer Betonunterlage anstatt der
Bohlen und durch verschiedene andere Verbesserungen erzielten die weiteren Pflasterungen
allmählich bessere Resultate. Die Dauer des Belages beträgt bisher durchschnittlich zehn Jahre.
Holzpflaster wird insbesondere in Straßen mit Steigungen von 30%„ (ausnahmsweise
40°/ 00 ), deren Zahl in Wien infolge der ungleichen Bodenbeschaffenheit ziemlich groß ist,
weiters in kürzeren Straßenstrecken vor Anstaltsgebäuden, weil der Übergang der Pferde
von Stein auf Holz leichter ist als von Stein auf Asphalt, wohl auch, weil es schalldämpfender
ist als Asphalt, angewendet. Das Holzpflaster erhält jetzt immer eine Betonunterlage in der Höhe
von 18—20 cm, welche in gleichem Mischungsverhältnis hergestellt wird wie jene für das
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