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Fragmente von Glaamalereien aus St. Stefan im Glas-
saale (lll) des Museums ist jetzt eine für die Geschichte der alten Glas-
malerei sehr interessante Sammlung von Fensterfragmenten ausgestellt.
Diese Bruchstücke, welche das Museum der Glasmalerei-Anstalt von Karl
Geylingfs Erben verdankt, stammen aus St. Stefan und zeigen, dass das
Ueberfangen des Glases in viel größerem Umfange benutzt worden, als
bisher angenommen wurde. Für Mischfarhen und gebrochene Töne, die
durch Färben der ganzen Glasmasse nur auf Kosten der Durchsichtigkeit
hätten gewonnen werden können, sowie um eine Farbe leuchtender zu
machen, hat man mehrere - bis sieben - Schichten in verschiedener
Färbung und Stärke übereinander geblasen. Besonders charakteristi-Ychc
Stücke sind nun in einer Tafel derart angebracht, dass sowohl der Durch-
schnitt als die durch den Ueherfang erreichte Farbenwirkung zur Er-
scheinung kommt.
Bßllßll 1108 11139111118. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Juli von 4803 , die Bibliothek von 1158 Personen besucht.
Neu ausgestellt. Saal l: 6a Medaillen und andere Graveurarbeiten von V. Roty
in Paris; Emnilüasehe, gemalt von Anna Wagner; goldener Schmuekkamm, Empire;
goldenes Necessuire, Roeoco; silberne Manielschließe und Reliquienkapsel, neugriechisch:
Schnumunze. Genua 1670; Schaumünze auf Kaiser Leopold I. von Georg Hantsch, 1687;
Anhenlter, Gold mit Diamanten, Rouen, I8. Jahrhq Trinkgefäß in Gestalt eines Hundes.
Galvanoplnstik; Siegelstock mit7 Petschaften, englisch; chinesische Brauthaube; Onyx-
schale mit Email, Augsburg, 16. Jahrh.; goldenes Armband mit Email, Empire; Kinder-
armband, Silberßligran mit Arnethysten; Kreuz mit Passauer Perlen und Diamanten;
Aqunmanile, Galvanoplasiik nach dem Herforder Originale. - Saal ll: Katfeeschale,
Schlaggenwalder Porzellan; 7 chinesische und japanische Porzellangefäße; Teller, Por-
zellan von Derby; Porzellanplatte, Altwien; Porzellanlranne, Hochst. -- Saal IV: Eck-
schranlr, venezianisch, 16. Jahrh. - Saal Vl: Zwei Fenster. von Sr. Majestät dem Kaiser
gestiftet zum Ersatz: für die durch die vorjahnge Pulverexplosion zerstörten der deut-
schen Friedhofcapelle in Rom, ausgeführt in der Tiroler Glasmalerei-Anstalt; eine Samm-
lung von Siegelabdrücken nach J. Aberli; Bildrahmen im Rococostil, geschnitzt von
Heinr. Tomelt, Wien; Stein- und Metallitzereien von Hugo Würbel, Wien. .
Litteratur - Bericht.
Wand- und Deckenschrnuck eines römischen Hauses aus der Zeit des
Augustus. I-Ierausgeg. vom kais. deutschen archäolog. Institut, mit
Erläuterungen von Julius I. essing und August Mau. Berlin 189i,
Georg Reimer in Commission. gr. Fol. M. 40.
Diese Sonderausgabe von 16 auf die sogenannte Casa Farnesina bezüglichen Ta-
feln au: den Monumenti inediti delPInstituto Bd. XI und Xll, sowie aus dem Supple-
mento zu den Monumenti wurde von der Leitung des archäologischen Institutes ver-
anstaltet, um die Decoratianen jenes im Jahre 1379 aufgedeckten römischen Hauses auch
dem modernen Kunstsehaifen zugänglich zu machen. Unser Kunstgewerbe hatte in der
That volle Ursache, den Schatz, der bisher in den Banden der lnstirutspublicationen
verborgen lag, nun, da er sich ihm so bequem darbietet, zu heben, aus ihm Belehrung
und Anregung zu holen. Die Wandmalereien (Taf. l e XI des vorliegenden Werkes) der
Casa Farnesina stehen künstlerisch hoher als die von Pompeji, so nahe verwandt sie
natürlich auch mit denselben sind; die Stuccoreliefs (Tafel Xll-XVI), mit denen die
Decken von drei Gemachern verziert waren, sind unübertroffene Leistungen ihrer Gat-
tung, in welchen architektonische Zucht mit reicher Phantasie und spielender Antnuth
sich auf das glücklichste paaren. Von der geistreichen Handhabung der Technik, welche
diese Stuceoverzierungen so reizvoll unmittelbar wie eine leicht hingeworfene Skizze
wirken llsst, während sie doch zugleich alle in Frage kommenden Factoren, wie Hohe
der Decke und Einfall des Lichtes sorgfältig berechnet - kann keine Abbildung, auch
nicht die guten Lichtdrueke auf Tafel XVI, sondern nur der Gypsabguss hinreichende
Vorstellung geben. - In die vorliegende Sonderausgabe sind die Tafeln mit den ßgu-