nirten gewerblichen Fortbildungsschulen, Handwerkerschulen und gewerblichen Zeichen-
curse statt. Die Ausstellung sollte zunschst den Aufsichtsbehörden, Vorständen und
Lehrern der betreffenden Anstalten eine vergleichende Uebersicht über die an den ein-
zelnen Schulen üblichen Lehrmethoden und die erzielten Unterrichtserfolge ermöglichen.
Mit ihr war eine Prüfung und Begutachtung der Leistungen jeder Anstalt durch Fach-
experten und eine allgemeine Conferenz von Vertretern der Schulbehürden und Leh-
rern verbunden zur Entgegennahme der Gutachten und Besprechung organisatorischer
und didaktischer Fragen. Den Schülerarbciten war eine vollständige Ausstellung der Lehr-
mittel für das gewerbliche Fortbildungsschulwesen angeschlossen. Ein von dem Prssi-
denten der Ausstellungscommission, Professor H, Bendel (Schaifhausen), sehr sorgfältig
gearbeiteter, reichliches Materiale zur Geschichte und Statistik des schweizerischen ge-
werblichen Fortbildungsschulwesens enthaltender Katalog orientirt in treiflichster Weise
über beide Abtheilungen der Ausstellung, welche im Ganzen von 87 Lehranstalten be-
schickt worden war. '
Alter Sarkophag. In Kertsch auf der taurischen Halbinsel ist ein höchst inter-
essanler antiquarischer Fund gemacht worden. Beim Ausschaufeln eines Grabes auf dem
neuen stldtischen Friedhof: stießen die Arbeiter auf einen harten Gegenstand, und als
man weiter grub, forderte man einen prachtvollen Sarkophag aus Cedernholz zu Tage.
Dieser Sarkophag befindet sich jetzt im Museum zu Kertsch; er ist vorzüglich erhalten,
und die an demselben angebrachten Schnitzereien sind vollkommen unversehrt. lm
lnnern des Sarkophages befindet sich ein Sarg, in welchem ein menschlicher Schldel
liegt. Außerdem fanden sich im Sarge zahlreiche Reste verschiedener Stoffe, Geschirre
aus Glas und Lehm vor. Nach Aussage des Professors Kulikowski stammt dieser Sar-
kophag aus dem I6. Jahrhundert. Dieser Fund wird nach St. Petersburg geschickt und
daselbst in der Eremitage ausgestellt werden.
Komische Funde in Eaaegg. Im östlich gelegenen Garten des Essegger Landes-
spitals stieß man kürzlich beim Graben einer Senkgrube auf ein zusammengestürztes
Wohnhaus aus römischer Zeit. Ganz deutlich {kann man die Winde der Zimmer noch
sehen, ebenso den Fußboden, der mit Mosaikpflaster belegt erscheint. Auf den Wänden
ist die Malerei vorzüglich erhalten. lm Schutte wurden mehrere Gypsmodelle vorgefunden,
die wahrscheinlich als Schmuck der Fassade dienten. Ferner fand man Dachziegel und
Münzen aus der Rnmerzeit, wie solche in Essegg schon eine ganze Menge ausgegraben
worden. Man fand auch nebst zahlreichen Menschenltnochen deutliche Spuren eines ver-
kohlten Leichnams. Von Seite des Magistrats wurde dem Funde die gebührende Auf-
merksamkeit geschenkt und besteht die Absicht, an der bezeichneten Stelle auf Kosten
der Stadt weitere Nachgrabungen vornehmen zu lassen.
Perlen. Eine Eigenthümlichkeit Sachsens, welche sich Jahrhunderte lang erhalten
und auf die man früher einen außerordentlich hohen Werth gelegt hat, die' königliche
Perlenfischerei, wird allem Anscheine nach bald ganz verschwinden. Wenigstens hat das
Ministerium des Innern vorläufig davon abgesehen, die Stelle des mit Tod abgegangenen
Perlenfischers wieder zu besetzen', nachdem in dessen Familie das Amt seit 16er fort-
geerbt hatte. Die Weiße Elster wird in der Gegend von Bad Elster im Vogtlande bis
zu dem Städtchen Elsterberg, ungefähr in einer Ausdehnung von I6 Stunden , ebenso
wie acht ihrer Nebenbsche von einer schwarzen Muschel bewohnt, welche eine Llnge
von 15 Ctm. erreicht und in deren Gehäuse Perlen gefunden werden. Dieselbe Muschel
lindet sich übrigens auch in einigen Bächen des Fichtelgebirges in Bayern und, wie erst
ganz neuerdings festgestellt worden ist, sogar in dem durch die Industrie stark verun-
reinigten Wasser des Chemnitz-Flusses bei Chemnitz. lm Jahre 16er ist die vermuthlich
von Venetianern zuerst betriebene Perlenfischerei für landesherrliches Recht erkllrt und
deren Ausübung dem Moriz Schmerler, weiterhin aber dessen Nachkommen übertragen
worden. Das Jahr 1888 war das erste, in welchem die königliche Perlenfischerei nicht
betrieben worden ist. Im vorigen Jahre hat man sie wieder aufgenommen, allein man
fand im Ganzen nur 71 Perlen, darunter nur neun helle und z; halbhelle, die übrigen
waren verdorben oder Sandperlen. Die Perlenlischer schreiben den fortwährend starken
Rückgang lder Ausbeute dem Umstande zu, dass die Muscheln von den Fabriken zu
leiden hatten. Auf einer sonst sehr ergiebigen Strecke sind im letzten Jahre sammtliche
Muscheln todt aufgefunden worden, so dass 4815 Stück ausgeschlachtet und an die Perl-
mutterfabriken des Vogtlandes verkauft werden mussten. Vor Zeiten, da die Perlen noch
weit hoher im Preise standen als jetzt und die Ausbeute eine reichere war, stellten die
sächsischen Fürsten die Perlenfischerei noch über den Silberbergbau des Erzgehirges.
Für die Redaction verantwortlich: J. Folnuicn und F. Ritter.
Selbstverlag des k. k, Oeeterr. Museums für Kunst und Industrie.
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