zopiigen Linienreiz der Kostüme, Bauformen, Möbel aus dem sterbenden XVIII. und
beginnenden XIX. Jahrhundert immer wieder nachhängen. Sie finden darum oft den
treffenden Ausdruck für Stimmungen, in denen sich moderne Lyriker nicht selten mit
ebensoviel Sympathie verlieren.
Woelfle erreicht nur in einigen landschaftlichen Blättern stärkere, einfachere Wir-
kungen, bleibt aber immer liebenswürdig und sehr geschickt.
Emmy Zweybrück hingegen setzt in farbenkräftigen textilen Arbeiten, in denen groß-
formige stilisierte Blüten über leuchtenden Stoffiächen ausgestreut sind, mit den stärksten
Effekten ein, die von Stickereien erreicht werden können. Diese kühnen und doch gut-
abgewogenen Farbenflecke und Ornamentgebilde bewirken einen förmlichen Farbenrausch,
der wohl Theaterstimmung atmet, aber eine gute; der kraftvoll ist ohne Sentimentalität
und dabei durchaus modern und gegenwartsfroh.
UNSER KAISER. Im Festsaal des k. und k. Militärkasinos findet zu wohltätigem
Zwecke eine Ausstellung von 80 Gemälden statt, deren Gegenstanddie Darstellung
von Episoden aus dem Leben unseres Kaisers während des jüngstverliossenen Jahrzehntes
bildet.
Die Bilder stammen aus dem Besitz eines Wiener Verlegers, sie entstanden zum
Zweck der Reproduktion und besitzen dadurch eine gewisse Einheitlichkeit des Formates,
eine Verwandtschaft der Darstellungsweise, welche den Eindruck einer fortlaufenden Er-
zählung, einer anregenden Schilderung zusammenhängender Art erweckt.
Wenn der vornehme Festsaal einen würdigen, an den Glanz der höchsten Gesell-
schalt gemahnenden Rahmen bietet, so erweckt die Bilderfolge in ihrer steten Beziehung
zur ehrwürdigen Gestalt der Allerhöchsten Person das Gefühl, als ob man dieser selbst
nun näher rücken dürfte.
Man blickt in den Arbeitsraum des Monarchen und empfindet die Stimmung eines
Raumes, den er persönlichsten Bedürfnissen anpassen ließ. Man sieht den Kaiser im
ungezwungenen Verkehr mit seinen nächsten Angehörigen und lindet ihn mit den
Kleinsten am häufigsten beschäftigt. Man kann seine Lieblingsspaziergänge verfolgen und
ihn bei der so gern ausgeübten Jagd im Gebirge beobachten. Bei offiziellen Empfängen,
Festzügen und Paraden lernt man die zahllosen repräsentativen Aufgaben kennen, welche
neben der regelmäßigen Regierungsarbeit zu erfüllen sind.
Diese Vorgänge sind nicht immer solche, welche auch für die künstlerische Darstellung
günstige Gelegenheiten bieten. Farbenprobleme, Lichtwirkungen sind in unserer Zeit bei
repräsentativen Schaustellungen lange nicht so leicht herauszuholen, wie in früheren Zeiten,
wo die Kostüme und Uniformen auf dekorative Wirkungen berechnet waren. Die stärkeren
malerischen Begabungen unter den Künstlern haben darum solche Vorgänge gewählt, die
Nationalkostüme oder kirchliche Festkleider zurGeltung brachten, die bosnischen Empfänge,
die Tiroler Feste. Manches Bild erfreut durch den glücklichen Griff, mit dem solch ein
malerisch interessanter Ausschnitt mit kräftigem Pinsel herausgeholt wurde.
Dann wieder sind weite Ausblicke und landschaftlich anregende Vorgänge bei den
Manöver- und jagdbildern gewählt worden, welche abwechslungsreiche Naturschilderungen
bieten.
Sicherlich tritt überall das gegenständliche Interesse in den Vordergrund, und darum
sind die geübten Illustratoren unter den Künstlernamen am häufigsten vertreten. Die
Aufgabe, ein künstlerisches Problem zu lösen, tritt hinter jenen zurück, welche die Dar-
stellung eines bestimmten Milieus, eines historisch gewordenen Vorganges stellen. Und
wenn man dabei bedauern muß, daß in der Zeit des überwiegenden Einflusses der Moment-
aufnahme jene traditionelle Sicherheit verloren gegangen ist, welche frühere Generationen
bei solchen Problemen besaßen, so darf man doch auch konstatieren, daß der moderne
Künstler manches hinzuzufügen versteht, was auf die Möglichkeit einer neuen und groß-
zügigen Lösung derselben Aufgabe schließen läßt.