geistigen Isolirschemel zu stellen. Heurigen Tags rechnet auch der Tiroler
theilweise auf die Fremden, welche das Land zahlreicher als je besuchen
und man muss es den Tirolern nachsagen, dass sie viel verständiger und
weltkluger die Fremden behandeln, als ihre kärnthnerischen und oberöster-
reichischen Nachbarn. Die Industrien, welche exportfähig sind, im eigent-
lichen Sinne des Wortes aber, sind relativ sehr wenige. Wie schon früher
erwähnt, ist es besonders das Holz- und Steinmateriale, das nach Aus-
wärts geht. Was Tirol an Marmor für sich selbst bedarf, kommt kaum
in Betracht. Die Station Waidbruck, welche an der Mündung des Gröde-
nerthales liegt, ist eine der wenigen Stationen der Brennerbahn, in welcher
der Frachtenverkehr wegen der Holzindustrie activ ist. Auch die Glasmalerei-
Anstalt würde nie den Aufschwung genommen haben, wenn sie nur für
den Bedarf des eigenen Landes gearbeitet hätte. Reiche Beziehungen mit
dem Auslande pflegt auch die Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung;
sie steht zwar mit Kunst und Kunsrgewerben nicht in näherem Zusammen-
hange, da sie aber auf der Ausstellung als Verlagsbuchhandlung erschienen
ist, so ist es unmöglich sie zu ignoriren. Die Buchhandlung besteht seit
der Mitte des 16. Jahrhunderts ohne alle Unterbrechung. Ihre Illustra-
tionswerke aus dem r7. Jahrhundert gehören zu dem glänzendsren, was
die Buchdruckerei in jener Zeit zu leisten im Stande war. Kein anderer
österreichischerVerleger hat je solcheWerke geschaffen, wie es die Wagner-
sche Universitäts-Buchhandlung in jener Zeit gethan hat. Die Holzschnitte
sind freilich nicht Tiroler Arbeit; die Wagneüsche Buchhandlung stand
behufs Illustration ihrer Verlagswerke mit den berühmtesten Xylographen
von Augsburg und Nürnberg in regem Wechselverkehr. Heurigen Tags
pflegt diese Buchhandlung vorzugsweise den Vertrieb von Werken auf dem
Gebiete der Geschichte, der Rechtswissenschaft, der Nationalökoriomie etc.
Der Verlag der Wagner'schen Buchhandlung besteht nicht blos aus Wer-
ken von Gelehrten, die in Tirol ihren Aufenthalt haben, sondern auch
ausländische Gelehrte pHegen rege Verbindung mit dieser Buchhandlung.
I-Iätte die Wagnefsche Buchhandlung seit ihrem mehr als zoojährigen
Bestande nur das gepflegt, was im engsten Sinne des Wortes tirolisch
genannt werden kann, so würde sie nie zu der Bedeutung gelangt sein,
die sie gegenwärtig hat.
Die ganze gewerbliche, industrielle und geistige Bewegung in Tirol
geht, wie seine Flüsse, nach allen Welttheilen. Bezeichnend ist es gewiss
für die politische Richtung des Landes, dass auch Wälschtirol vorzugs-
weise für den Bedarf des Nordens arbeitet. Ihre Industrieproductc nehmen
meist ihren Weg nach Süddeutschland und Oesterreich; nach Italien wird
nur ein minimaler Theil versendet. So streben in Tirol alle Interessen
nach der Erhöhung der Exportfähigkeit der einheimischen Producte. Und
trotzdem ist dort ein grosser Theil der Bevölkerung so engherzig, dass
sie, was nicht von Tirol selbst ausgeht, als fremd gewissermassen perhor-
resciren und nur sehr wenig Neigung verspüren sich mit Elementen zu