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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 165)

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gehend berichtet, wodurch der Antheil Semper's an den genannten Mo- 
numentalbauten gebührend gewürdigt worden ist. Weder Berlin noch 
München können sich rühmen, ein Bauwerk zu besitzen, das den Stempel 
Semper'scher Erfindung an sich trägt, oder ernsthafte Schritte gemacht 
zu haben, G. Semper eine würdige Stellung zu verschaffen. Man hat sich 
in Oesterreich über politische Bedenklichkeiten früher hinausgesetzt, als 
es in den Metropolen der Wissenschaft und der Kunst im deutschen 
Reiche der Fall war. Nach Wien war es Dresden, das sich des berühmten 
Architekten, Gelehrten und Lehrers annahm. Semper trat im verliossenen 
Jahre von seiner Bauthätigkeit in Wien zurück und lebte seitdem grössten- 
theils in Italien, während des letzten Winters in Florenz und Rom. So 
bedeutend Semper als Künstler und Gelehrter war, so eigenthümlich war 
sein Charakter und sein Leben. Er liebte es einsam und fern von seiner 
Familie im Auslande zu leben und selbst seine Angehörigen erhielten nur 
von Zeit zu Zeit genauere Mittheilungen über seinen Aufenthalt. Das her- 
vorragendste Werk Semper's: vDer Stil in den technischen und 
tektonischen Künsten oder praktische AESIhCIiku, 1860 in 
München erschienen, ein epochemachendes Werk im eigentlichen Sinne 
des Wortes, ist leider ein Torso geblieben, doch geben wir uns der 
Hoffnung hin, dass sich das Manuscript für den 3. Band wenigstens theil- 
weise in Semper's Nachlass vorfinden werde. Aus der Zeit seines Lon- 
doner Aufenthaltes besitzt das Oesterr. Museum ein Manuscript Semper's 
vom Jahre 1852 betitelt: "Ideales Museum für Metallotechniku, 
welches zur Zeit der Gründung des Kensington-Museums geschrieben 
wurde, zu welcher Semper durch seine im Auftrage des Prinzen Albert 
verfasste Schrift nWissenschaft, Industrie, Kunstu geradezu den Anstoss 
gegeben hat. Eine geistvolle Biographie Semper's findet sich im 2. Bande 
von Friedrich Pecht's wDeutsche Künstler des 19. Jahrhundertsu. Unter den 
Schriften Semper's sind folgende zu bemerken: wUeber den Bau evange- 
lischer Kirchen. Mit besonderer Beziehung auf die gegenwärtige Frage 
über die Art des Neubaues der Nicolaikirche in Hamburg und auf ein 
dafür entworfenes Projectß, Leipzig 1845; "Vorläufige Bemerkungen über 
bemalte Architektur und Plastik bei den Alten", Altona 1834; ßDas könig- 
liche Hoftheater in Dresden", Dresden 1849; "Die vier Elemente der Bau- 
kunst. Ein Beitrag zur vergleichenden Baukundeu, Braunschweig 1851; 
ßWissenschaft, Industrie und Kunst. Vorschläge zur Anregung nationalen 
Kunstgefühls-w, London 1851; nUeber die formelle Gesetzmässigkeit des 
Schmuckes und dessen Bedeutung als Kunstsymbolu, Zürich 1856; nDie 
Anwendung der Farben in der Architektur und Plastik", Dresden 1836; 
vUeber Polychromie und ihren Ursprung", Brunswick 1851; nUeber die 
bleiernen Schleudergeschosse der Alten und über zweckmässige Gestaltung 
der Wurfkörper irn Allgemeinen", Frankfurt a. M. 1857. 
Eine Tochter Semper's ist mit Hofrath Professor Dr. Sickel in Wien 
verheiratet, ein jüngerer Sohn, Dr. Hans Semper, wirkt als Docent für
	        
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