vorher im Museum eine Ausstellung von Gobelins stattgefundenywelche
auch die Wandbekleidungen und Rücklaken des Mittelalters vorweg ge-
nommen hatte. Indessen waren doch einige Arrazzi von großem Interesse
vorhanden, welche bisher dem Publicum unbekannt geblieben; so ein
großer Wandteppich burgundisch-Handrischer Herkunft mit dem Herzog
Philipp dem Guten von Burgund, dem eine Anzahl Bauern die Steuer
bringen und um Nachlass zu bitten scheinen. Ein anderer schöner Wand-
teppich französischen Ursprungs stellt einen schönen Knaben - mit dem
Gaston von Foix gemeint sein soll - auf dem Throne dar, wie er von
eleganten Herren und Damen mit Blumen und anderen Geschenken begabt
wird. Beide sind Eigenthum des Dr. Figdor. Ein dritter Teppich (Eigen-
thum des Grafen Wilczek) hat die Sternbilder in Gestalt weiblicher Fi-
guren zum Gegenstande, ein vierter, noch dem Ende des 14.. Jahrhun-
derts angehörend (Eigenthum des Grafen Hans Ledebur), schildert in
einer Reihe von Bildern mit sogenannten Waldmenschen oder behaarten
wilden Männern die gesammten Arbeiten der Landwirthschaft vom Pflügen
angefangen bis zum Schluss der Ernte. Und so wir: noch manches Andere
aus dem 14,. und 15. Jahrhundert zu erwähnen. Für die eigentlichen
Gewebe in Wolle, Seide, Leinwand lieferten die Sammlungen de: Mu-
seums ein reiches Material, wenn auch nur in Fragmenten.
Schließlich wollen wir einen höchst seltenen und interessanten Ge-
genstand nicht unerwähnt lassen, eine Drechslerbank, welche die Stände
von Tirol oder die Stadt Innsbruck dem Kaiser Maximilian zum Geschenk
gemacht haben sollen. Dass sie aus Tirol stammt, beweisen die Tiroler
Familienwappen, im Uebrigen aber ist die reiche geschnitzte Verzierung
in den Ornamenten wie in den Figuren, zumal auch den Thieren, so
originell, dass der Gegenstand in Bezug auf Herkunft, Zeit und Kunst
auch dem Kenner zu denken gibt.
Alles in Allem genommen ist unsere Ausstellung ihrem Titel nmittel-
alterlicher Hausratlw vollkommen gerecht geworden. Es sind mehr denn
700 Gegenstände vorhanden, viel mehr als erhoEt wurde, und wenn wir
uns mit ihnen vertraut gemacht haben, so fühlen wir uns in der mittel-
alterlichen Wohnung, wenigstens der gothischen Epoche, vollkommen zu
Hause. So ist der wissenschaftliche Zweck erfüllt, dem Kunstgewerbe aber
auch eine Fülle von Material zum Studium und zur Anregung geboten.
Der antike Webstuhl.
Von Alois Riegl.
Die Veranlassung zur Wiederaufnahme der Erörterung des antiken
Webstuhl: nach Conze's grundlegenden, Blümnefs, Ahrens', Schrödefs,
Man's u. A. ergänzenden Arbeiten bot mir die in Fig. 1 reproducirte
Abbildung eines solchen Gerithes, die sich auf einer aus Theben stam-