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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 10)

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vulgärer Ausdruck ganz bezeichnend lautet, folgt. Da sind denn die 
Capitäle trefflich zur Vermittelung geeignet, sei es, dass, wie beim dori- 
schen eine Anzahl zweckentsprechender, minder kräftig zum Ausdrucke 
kommender horizontaler Linien denVerlauf des Blickes allmälig abschwä- 
chen, sei es, dass er, wie beim jonischen Capitäl, schließlich durch die 
Volute in einer Spirale weitergeführt wird, wo er denn im "Augen derv 
selben seinen Ruhepunkt und eventuell die Gelegenheit zu rückläufiger 
Bewegung findet. 
Sollte die rollende Kugel nahe ihrem Ziele sanft aufgehalten werden, 
so würde ja auch der spirale Verlauf ihrer entsprechend gelagerten Bahn 
das zweckdienlicbste Mittel hiezu sein. Die Spirale, mit welchem Ausdrucke 
man in der Praxis des Zeichners im Allgemeinen jede einfach gekrümmte, 
jedoch nicht in sich selbst zurückkehrende Curve bezeichnet, spielt über- 
haupt in der Ornamentik eine der wichtigsten Rollen. 
Die regelmäßig geschwungenen Stengel der ideal gebildeten Ranken 
der Maureske setzen sich gleichfalls zumeist aus Spiralen zusammen, aus 
C-förmigen Zügen, deren zwei ineinander übergehende einen S-förmigen 
Zug bilden, womit eigentlich als mit der einfachen und zusammen- 
gesetzten in einer Ebene liegenden Curve die Haupttypen solcher Formen 
erschöpft scheinen; doch macht eine für die Maureske besonders charak- 
teristische Combination von drei in der Richtung ihrer Krümmungen 
abwechselnden Curven wohl mit Recht noch Anspruch als eine besondere 
Type betrachtet zu werden. 
Auch in sich selbst zurückkehrende Curven finden sich unter den 
Zügen der Maureske, darunter eine sonst in der Ornamentik seltener 
gebrauchte, welche sich in ihrem Verlaufe mit sich selbst kreuzt, die 
Figur der 8. _ 
Alle diese Curven zeichnen sich bei der Maureske durch ihre außer- 
ordentlich klare, durch nichts in ihrer Deutlichkeit verminderte Führung 
aus. Es wird dem Auge stets möglich, jeden Strich, vom Anfange bis 
zum Ende, mit Leichtigkeit zu verfolgen, ohne durch unzweckmäßige 
Häufung der Linien in Verwirrung gebracht zu werden. 
Unsicher würde eine Kugel an das von ihr zu erreichende Ziel 
kommen, wäre die Rinne, in der sie sich vorwärts bewegt, von mehreren 
gleichgestalteten unter spitzen Winkeln gekreuzt. 
Solche spitze Winkel sind auch bei den sich kreuzenden Curven 
der Maureske vermieden, um den Blick in keine ihm nicht von vorne- 
herein vorgeschriebene Bahn leiten zu lassen. 
Dass wir es bei allen diesen Curven, wie überhaupt bei allen 
Strichen im Sinne des früher Angeführten, mit mehr oder minder 
parallel verlaufenden Linienpaaren zu thun haben, braucht wohl nicht 
näher erwähnt und erklärt zu werden. 
Den großen Curven des mauresken Ornamentes - in ihrer Totalität 
in relativ größerer Entfernung vom Auge übersehbar - unterordnen 
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