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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 9)

reitend die von Hephästos geschmiedeten Waffen durch die Wogen des 
Meeres trägt um sie Achill zu überbringen. Diese Darstellung ist von 
einer äußerst zierlichen Umrahmung begrenzt und einzelne Stellen dieses 
Geschmeides sind blau emaillirt. Vom unteren Rande der Scheibe hängt 
ein überaus prächtiges Kettengellecht, mit Rosetten, Amphoren, Tropfen 
u. dgl. Ein anderes in denselben Dimensionen ausgeführtes Ohrgehänge 
der Eremitage besteht ebenfalls aus einer kreisrunden Scheibe mit reichem 
Kettenschmuck, und ist namentlich deshalb von hohem archäologischen 
Interesse, weil es uns die treueste, vollständigste und älteste Copie des 
Kopfes der Athena Parthenos von Phidias auf der Akropolis von Athen 
repräsentirt '). 
Liegt der Accent bei diesen Ohrgehängen auf der Decorirung der 
Scheibe, so sehen wir bei einer großen Anzahl anderer die Scheibe an 
Bedeutung zurückstehen und dafür den Behang derselben umsoxnehr aus- 
gebildet. Oft sind es in Gold getriebene oder massive emaillirte Vögel 
wie Tauben, Gänse, Schwäne oder Hähne, häufiger noch sehen wir 
schwebende Victorien, Amoretten, welche einen Schmetterling als Symbol 
der Psyche an die Brust drücken, oder andere, welche aus einer Kanne 
die Opferschale füllenl, dargestellt. ln anderen Fällen finden wir Har- 
pyen, Sphinxe, Pegasoi u. dgl. als Gehänge verwendet, wobei zu bemerken 
ist, dass besonders geflügelte Wesen mit Vorliebe verwendet werden. 
Die feine künstlerische Empfindung, der es widerstrebt, Figuren schwe- 
bend anzubringen, welche ihrer Natur nach nur auf festem Boden zu 
wandeln bestimmt sind, kommt darin sehr deutlich zum Ausdruck. Andere 
Bildungen dagegen besitzen nicht den Charakter des Schwebens und ver- 
rathen den barbarischen Einfluss der Gegenden, in welchen sie gefunden 
wurden. Es sind Ohrgehänge aus Gräbern Südrusslands. Da sehen wir 
solche Motive der bildenden Kunst, die sich im Allgemeinen großer Be- 
liebtheit erfreuten, auch zu Ohrgehängen verwendet, wie z. B. eine 
Mänade mit langem Chiton bekleidet, in wilder Extase vorwärts schrei- 
tend, in der Linken einen Thyrsus, in der Rechten ein Hirschkalb 
tragend; oder Artemis auf einem Hirsche reitend, eine Fackel in der 
Hand u. A. m. Noch viel mehr vermissen wir den ursprünglichen Cha- 
rakter des Behanges und stehen geradezu vor einer ästhetischen Ver- 
irrung, wenn, wie es nicht allein bei südrussischen, sondern auch bei 
etruskischen Ohrgehängen der Fall ist, nur das Haupt einer Gottheit, 
plastisch gebildet, als Ohrschmuck erscheint. Von lieblicher Einfachheit 
dagegen sind die zahlreichen vasenförmigen Bildungen, welche die antike 
Kunst gerne zu Ohrgehängen verwendet. Nicht selten finden wir hier 
die Körperchen des Gefäßes aus Stein oder Glas gebildet. Als solche 
Anhänger wurden auch mitunter zierliche Körbchen, Trauben, schlanke 
') Kieseritzky, Athene Parthenos der Eremitage. Mitlheil. des deutschen archiol. 
Institutes in Alben, VIII, S. 291 G,
	        
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